Thüringische Landeszeitung (Gera)

40 Grad – Hitzerekor­d in Spanien

Wetteramt spricht vom heißesten Juni des Jahrhunder­ts. Die Folgen sind bereits verheerend

- Ralph Schulze Madrid. tlz.de/klima-faecher

Kein Lüftchen weht in diesen Tagen auf Mallorca. Die Temperatur­en nähern sich, vor allem im Inselzentr­um, der 40-Grad-Marke – und zwar im Schatten. Selbst das Sonnenbad ist da nicht mehr das reine Vergnügen. Zudem herrscht maximale Waldbrandg­efahr.

Mallorca leidet in diesen Junitagen unter einer heftigen Hitzewelle – und der Sommer hat ja noch nicht einmal begonnen.

Auf dem spanischen Festland ist es noch schlimmer. Vor allem die südliche Hälfte Spaniens zwischen der Hauptstadt Madrid und der Region Andalusien gleicht einem Backofen. In der Umgebung der südlichen Städte Sevilla, Córdoba und Granada wurden bis zu 44 Grad erwartet. Nachts sinken die Temperatur­en mancherort­s nicht unter 27 Grad.

Das sind extreme tropische Nächte, die selbst im Hochsommer in Spanien eher selten sind. Schuld sind heiße Luftmassen, die von Nordafrika übers Mittelmeer nach Südeuropa zogen und sich über Spanien festsetzte­n. Wenigstens bis kommenden Sonntag soll es deswegen auf der Iberischen Halbinsel ungewöhnli­ch heiß bleiben. Urlauber, die über Fronleichn­am und das kommende Wochenende nach Spanien reisen, sollten deswegen Sonnenhut und Sonnencrem­e einpacken.

In Südspanien, in der Nähe der Küstenstad­t Almería, wurde bereits der erste Hitzetote registrier­t: Es handelt sich um einen Wanderer, dem das Trinkwasse­r ausgegange­n war. Er erlitt einen Hitzschlag und stürzte anschließe­nd eine Böschung hinunter. Die Retter, die von einer Begleiteri­n alarmiert wurden, konnten nur noch den Tod feststelle­n.

Spaniens Wetteramt spricht vom heißesten Juni in diesem Jahrhunder­t und löste für weite Teile des Landes Hitzealarm aus; nur auf den Kanaren sieht es derzeit besser aus. Die Temperatur­en liegen weithin sieben bis zwölf Grad über den normalen Werten.

Schon der milde spanische Winter war einer der wärmsten der Geschichte. Auch die Durchschni­ttstempera­tur im Mai, als ebenfalls schon Spitzenwer­te von 40 Grad erreicht wurden, war rekordverd­ächtig. „Das alles ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich die Sommer immer mehr verlängern“, sagt ein Sprecher des staatliche­n Wetteramte­s. „Die Hitzewelle­n werden immer öfter auftreten und intensiver werden.“

Für die Meteorolog­en gibt es wenig Zweifel, dass diese Wetterphän­omene mit dem Klimawande­l zu tun haben, der durch die Treibhausg­ase verursacht wird.

„Spanien gehört zu den Ländern, die ders durch Klimaverän­de rung bedroh sind“, sagte Spaniens Premier Pedro Sánchez schon vor Monaten. Das liegt an der Näh zu Afrika u zur Sahara, d mer weiter Mittelmeer vorrückt. Deswegen ist auch die Insel Mallorca, die sich auf halbem Weg zwischen der nordafrika­nischen Küste und dem europäisch­en Kontinent befindet, besonders betroffen.

Wissenscha­ftler warnen, dass dem Inselparad­ies unerträgli­che Temperatur­en drohen könnten, wenn der Klimakolla­ps nicht gebremst werde.

Einen Vorgeschma­ck auf das, was kommen könnte, erlebt Spanien gerade: Die meisten Einheimisc­hen flüchten bei diesen horrenden Außentempe­raturen ins Gebäudeinn­ere. In den Häusern, Büros und Einkaufsze­ntren brummen die Klimaanlag­en auf Hochtouren. Erst nach Sonnenunte­rgang as Leben auf den ßen zurück. Die ußenterras­sen der Bars und Restaurant­s sind in den angenehmer­en Abendstund­en brechend voll. Vor allem Touristen sind ei dieser Höllenze tagsüber auf Straßen unterMit Sombrero, Baseballka­ppe oder einem geöffneten Regenschir­m schützen sie sich gegen die Sonne. Viele suchen unterwegs in den öffentlich­en Springbrun­nen Abkühlung.

Die große Hitze erschwert zugleich die Bekämpfung mehrerer Waldbrände. Das schlimmste Buschfeuer tobt bereits seit einer Woche im Hinterland der südspanisc­hen Costa del Sol, nicht weit von der berühmten Badestadt Marbella entfernt. Bisher wurden dort mehr als 3500 Hektar Wald zerstört. dpa

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JON NAZCA / REUTERS Viele Dörfer in Spaniens Süden sind von Waldbrände­n bedroht.
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