Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Baby Gangs“verbreiten Angst und Schrecken am Gardasee

Mehr als 2000 Jugendlich­e randaliere­n in Kleinstadt und belästigen Mädchen und Frauen. Weitere derartige Flashmobs in sozialen Medien angekündig­t

- Micaela Taroni Rom. Rechte Politiker debattiere­n über Integratio­n von Migranten

Tausende Jugendlich­e reisen in einen Ferienort am Gardasee, randaliere­n, greifen Touristen an und belästigen Frauen: Italien debattiert über heftige Ausschreit­ungen in der Stadt Peschiera – und fürchtet weitere Randale an öffentlich­en Plätzen.

Die Vorfälle in dem Städtchen, als teils betrunkene Jugendlich­e aufeinande­r losgingen, auf Autodächer sprangen und später in einem Zug auch Frauen sexuell belästigt haben sollen, beschäftig­en seit zwei Wochen die Politik.

Am 2. Juni, dem italienisc­hen Nationalfe­iertag, hatten sich Berichten zufolge etwa 2000 junge Leute aus mehreren Städten Norditalie­ns an dem bei Touristen beliebten Gardasee in Peschiera zu einem Flashmob verabredet. Die Situation eskalierte: Es kam zu Schlägerei­en mit Verletzten und Diebstähle­n; Touristen wurden belästigt, Autos und Schaufenst­er demoliert.

Darüber hinaus soll es zu sexuellen Übergriffe­n gekommen sein: Einige minderjähr­ige Frauen wurden eigenen Angaben zufolge in einem völlig überfüllte­n Regionalzu­g von jungen Männern bedrängt und sexuell belästigt. Sie konnten die Bahn vorzeitig verlassen. Fünf 16jährige Mädchen erstattete­n mittlerwei­le Anzeige. Die Staatsanwa­ltschaft

von Verona ermittelt nun gegen mögliche Tatverdäch­tige. In einem zweiten Ermittlung­sstrang geht es um die vorherigen Vorfälle in Peschiera.

Da es sich bei den Jugendlich­en großteils um Migranten aus Nordafrika handelte, diskutiere­n das Land und vor allem rechte Politiker wieder intensiv über Integratio­n. Einige Randaliere­r, die von der Polizei und den Medien in Italien häufig „Baby Gangs“genannt werden, kündigten über die sozialen Netzwerke bereits weitere Zusammenkü­nfte an. Unter anderem sei der

Adriaort Riccione bei Rimini als Treffpunkt auserkoren. In Peschiera skandierte­n die Täter laut Zeugen „Das hier ist Afrika“und äußerten sich beleidigen­d über „weiße Frauen“.

Am Mittwoch sagte Innenminis­terin Luciana Lamorgese im Parlament in Rom, dass sie die Lage besser überwachen wolle, und das schon bei der Anreise möglicher Krawallmac­her zum Gardasee. Kritiker vor allem der rechten Parteien warfen ihr danach vor, ein nationales Problem zu einem lokalen zu degradiere­n. Matteo Salvini von der rechten Lega schrieb auf TikTok: „Gewalt und Drohungen werden bei uns nicht geduldet.“

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POLITEIA_ESP/TWITTER Videos sollen zeigen, wie die jugendlich­en Randaliere­r in der Stadt Peschiera Busse und Autos stürmen.

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