Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Baby Gangs“verbreiten Angst und Schrecken am Gardasee
Mehr als 2000 Jugendliche randalieren in Kleinstadt und belästigen Mädchen und Frauen. Weitere derartige Flashmobs in sozialen Medien angekündigt
Tausende Jugendliche reisen in einen Ferienort am Gardasee, randalieren, greifen Touristen an und belästigen Frauen: Italien debattiert über heftige Ausschreitungen in der Stadt Peschiera – und fürchtet weitere Randale an öffentlichen Plätzen.
Die Vorfälle in dem Städtchen, als teils betrunkene Jugendliche aufeinander losgingen, auf Autodächer sprangen und später in einem Zug auch Frauen sexuell belästigt haben sollen, beschäftigen seit zwei Wochen die Politik.
Am 2. Juni, dem italienischen Nationalfeiertag, hatten sich Berichten zufolge etwa 2000 junge Leute aus mehreren Städten Norditaliens an dem bei Touristen beliebten Gardasee in Peschiera zu einem Flashmob verabredet. Die Situation eskalierte: Es kam zu Schlägereien mit Verletzten und Diebstählen; Touristen wurden belästigt, Autos und Schaufenster demoliert.
Darüber hinaus soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein: Einige minderjährige Frauen wurden eigenen Angaben zufolge in einem völlig überfüllten Regionalzug von jungen Männern bedrängt und sexuell belästigt. Sie konnten die Bahn vorzeitig verlassen. Fünf 16jährige Mädchen erstatteten mittlerweile Anzeige. Die Staatsanwaltschaft
von Verona ermittelt nun gegen mögliche Tatverdächtige. In einem zweiten Ermittlungsstrang geht es um die vorherigen Vorfälle in Peschiera.
Da es sich bei den Jugendlichen großteils um Migranten aus Nordafrika handelte, diskutieren das Land und vor allem rechte Politiker wieder intensiv über Integration. Einige Randalierer, die von der Polizei und den Medien in Italien häufig „Baby Gangs“genannt werden, kündigten über die sozialen Netzwerke bereits weitere Zusammenkünfte an. Unter anderem sei der
Adriaort Riccione bei Rimini als Treffpunkt auserkoren. In Peschiera skandierten die Täter laut Zeugen „Das hier ist Afrika“und äußerten sich beleidigend über „weiße Frauen“.
Am Mittwoch sagte Innenministerin Luciana Lamorgese im Parlament in Rom, dass sie die Lage besser überwachen wolle, und das schon bei der Anreise möglicher Krawallmacher zum Gardasee. Kritiker vor allem der rechten Parteien warfen ihr danach vor, ein nationales Problem zu einem lokalen zu degradieren. Matteo Salvini von der rechten Lega schrieb auf TikTok: „Gewalt und Drohungen werden bei uns nicht geduldet.“