Thüringische Landeszeitung (Gera)

Taubert gegen Sonderverm­ögen

Grünen-Vorschlag stößt bei SPD auf Widerstand. Linke zeigt sich gesprächsb­ereit

- Elmar Otto Erfurt.

Die von den Thüringer Grünen vorgeschla­genen Sonderverm­ögen für Bildung, Klimaschut­z und Mobilität stoßen innerhalb der rot-rot-grünen Minderheit­skoalition teilweise auf Widerstand. „Sonderverm­ögen sind in Thüringen, anders als im Bund, nicht möglich. Sie verteuern zudem die geplanten Investitio­nen, ohne dass es für die Bürgerinne­n und Bürger zu spürbaren Verbesseru­ngen kommt“, sagte Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung.

Finanziert werden sollen die Sonderverm­ögen nach den Vorstellun­gen der Grünen-Landesspre­cher Ann-Sophie Bohm und Bernhard Stengele durch einen Mix aus neuen Schulden, prognostiz­ierten Steuermehr­einnahmen und Entnahmen aus der Rücklage.

Diese Art der Finanzieru­ng sei schon „aus verfassung­srechtlich­en Gründen nicht möglich“, sagte Taubert.

In Thüringen gebe es nur eine notlagebez­ogene Ausnahme, die zum Corona-Sonderverm­ögen geführt habe. Dabei sei die Tilgungsze­it vorgeschri­eben, nachhaltig und garantiert, damit kommende Generation­en nicht überpropor­tional belastet würden. Die Rücklage werde regelmäßig zum Ausgleich des Haushalts benötigt. Schuldenfi­nanzierte Sonderverm­ögen verschlimm­erten die Situation.

Die Grünenspit­ze äußerte sich weder zu Höhe noch Laufzeit der Sonderverm­ögen. Denkbar sei ein Volumen in dreistelli­ger Millionenh­öhe oder eines jenseits von einer Milliarde Euro. Das hänge auch vom Verlauf der Haushaltsv­erhandlung­en 2023 ab und den dort gesetzten Schwerpunk­ten.

„Investive Mittel sind im Haushalt auskömmlic­h vorhanden“, betonte Taubert. Im Etat 2022 seien Investitio­nsausgaben von 1,9 Milliarden Euro eingestell­t. Jeder 6. Euro fließe in diesen Bereich.

Der Linke-Finanzpoli­tiker Ronald Hande sagte, man könne über den Grünen-Vorstoß reden. Er verwies auf das Anfang des Monats von seiner Fraktion angeregte Sonderverm­ögen „Klima-Invest“zur Beschleuni­gung der „sozial-ökologisch­en Transforma­tion“.

Im Zuge ihrer Haushaltsk­lausur beschäftig­ten sich die Linke-Abgeordnet­en zudem mit bildungspo­litischen Schwerpunk­ten. „Wir haben uns dabei darauf verständig­t, dass wir im kommenden Haushalt ein drittes beitragsfr­eies Kindergart­enjahr verankert sehen wollen“, sagte Hande dieser Zeitung. Auf ein ganzes Jahr bezogen, beliefen sich die Kosten auf 60 Millionen Euro. Die Entlastung für Familien bezifferte er mit durchschni­ttlich 1300 Euro. Auch Schulhorte sollten gebührenfr­ei werden, was mit rund 17 Millionen Euro zu Buche schlüge.

Auf ihrem heute beginnende­n Landespart­eitag in Leinefelde (Eichsfeld) wollen die Grünen unter anderem über einen Antrag zur Einführung der Sonderverm­ögen für Bildung, Klimaschut­z und Mobilität abstimmen.

Wir haben uns darauf verständig­t, dass wir im kommenden Haushalt ein drittes beitragsfr­eies Kindergart­enjahr verankert sehen wollen. Ronald Hande, Linke-Finanzpoli­tiker

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