Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Mr. Final Four“plant seinen vierten Coup
Auf die Erfahrung des Trainers Filip Jicha baut Handball-Bundesligist THW Kiel in der Champions-League-Endrunde
Filip Jichas Lust ist ungezügelt, die blauen Augen stechen noch ein wenig mehr hervor als ohnehin schon. „Wir sind ein wenig Außenseiter, das macht uns noch unberechenbarer“, sagt der Trainer des THW Kiel voller Vorfreude.
Wenn Jicha über das Final Four in Köln spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. „Die Champions League ist die Crème de la Crème – das ist das, was immer unvergessen bleibt“, sagt der frühere Welthandballer. Er muss es wissen.
Sieben Mal war Jicha, der „Mr. Final Four“, bereits beim Finalturnier der Königsklasse in der LanxessArena
dabei. Vier Mal stand er im Endspiel, drei Mal gewann er es -zweimal als Spieler, einmal als Trainer. Am Wochenende peilt der 40Jährige mit dem deutschen Rekordmeister seinen vierten Coup an.
Vor dem Halbfinale gegen Titelverteidiger FC Barcelona am Samstag (18 Uhr/Dazn) will sich der 40Jährige jedoch nicht auf seine KölnRoutine verlassen. „Wenn man beim Final Four irgendetwas als Erfahrung bezeichnet, dann wirst du verlieren“, sagt der Tscheche.
Mit seiner Unnachgiebigkeit passt er perfekt zum THW. „Er ist eine Person, die den maximalen Willen vorlebt und gleichzeitig in der Lage ist, alle anderen mitzuziehen. Das war als Kapitän auf dem Spielfeld so und ist jetzt als Trainer genauso“, schwärmte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi.
Jicha ist Antreiber und Taktikfuchs zugleich. Der Coach stellt seine Mannschaften glänzend auf die Gegner ein, ist immer in der Lage auf neue Spielformen zu reagieren. Zugleich bremst er seine Spieler in Auszeiten ein, wenn diese mal über das Ziel hinausschießen.
Zwar wurde im deutschen Handball zuletzt – zurecht – vor allem über Magdeburgs Meister-Coach Bennet Wiegert gesprochen. Doch Jicha ist in Kiel auf dem besten Weg, eine Ära wie vor ihm der heutige Bundestrainer, Jichas Lehrmeister,
Alfred Gislason zu prägen. Zwei Meistertitel in seinen drei Jahren hat er schon gewonnen, jetzt winkt auch der zweite Königsklassentitel.
Allerdings, und das weiß auch Jicha, sprechen die Vorzeichen in diesem Jahr nicht für den THW. Mit Routinier Hendrik Pekeler und Ausnahmespieler Sander Sagosen fallen sowohl sein Abwehr- als auch sein Angriffschef verletzt aus.
Doch Jicha und Kiel setzen bei der Jagd nach dem fünften Titel in der Königsklasse auch auf die Magie Kölns. Beim Mega-Event vor 19.750 Zuschauern eine Top-Leistung abzurufen, ist die große Kunst und „nicht so einfach“, wie Jicha weiß. sid