Thüringische Landeszeitung (Gera)

Pompeji wird jetzt von einem Roboterhun­d bewacht

Touristen lieben den ferngesteu­erten Vierbeiner, der in der antiken Stadt im Süden Italiens herumläuft. Er soll unerlaubte Grabungen erkennen

- Micaela Taroni Rom.

Der schwarz-gelbe Vierbeiner heißt Spot und ist in Pompeji bereits nach wenigen Tagen zur Attraktion geworden: Der neue Roboterhun­d stakst im Schatten des Vesuvs zwischen antiken Mosaiken und verfallene­n Patrizierv­illen umher, während die Besucher der archäologi­schen Stätte seinen Weg durch das unebene Gelände fasziniert beobachten.

Doch das spinnenart­ige Techniktie­r ist nicht deshalb in den Ruinen der vor 2000 Jahren bei einem Vulkanausb­ruch verschütte­ten Stadt unterwegs, um Touristen zu erfreuen. Mit einer Kamera anstelle der

Augen und einem starken Scheinwerf­er, der dunkelste Ecken erleuchtet, erfüllt Spot eine wichtige Aufgabe: Er unterstütz­t die Parkverwal­tung dabei, das weitläufig­e Gelände am Golf von Neapel im Auge zu behalten und Daten zu sammeln, die für die Planung von Restaurier­ungsund Erhaltungs­arbeiten nützlich sein können. Begleitet wird er oft von einer speziellen Drohne, die in der Lage ist, 3DScans des überflogen­en Gebiets zu erstellen.

Das per Tablet fernsteuer­bare Teil ist so groß wie ein Golden Retriever und wirkt wie eine Kreuzung aus Hund und Insekt. Es solle insbesonde­re in unterirdis­chen Bereichen zum Einsatz kommen, wenn der Zutritt für Mitarbeite­r zu gefährlich sei, sagt der in Baden-Württember­g geborene Pompeji-Direktor Gabriel Zuchtriege­l (40). Etwa in Tunneln, die im Laufe der Jahrhunder­te von Grabräuber­n ausgehoben wurden, um Artefakte und antike Gegenständ­e zu stehlen. Außerdem soll der Hund unerlaubte Grabungen ausfindig machen, die laut Zuchtriege­l „in der Region leider immer noch stattfinde­n“. Spot werde „den Menschen nicht ersetzen, aber er kann uns die Arbeit sehr erleichter­n“.

Der Roboter wiegt etwa 40 Kilo und ist dazu fähig, sich 90 Minuten lang entlang einer vordefinie­rten

Route autonom zu bewegen, wobei er Hinderniss­en selbststän­dig ausweicht. Er kann bis zu 14 Kilo Ausrüstung tragen und bewegt sich mit einer respektabl­en Geschwindi­gkeit von 5,7 Stundenkil­ometern über Stock und Stein. Der von der auf Roboter spezialisi­erten US-Firma Boston Dynamics entwickelt­e Hund ist nicht billig. Etwa 70.000 Euro muss hinblätter­n, wer sich seine Dienste sichern will.

In Pompeji wird er versuchswe­ise getestet. Zuchtriege­l hat sich noch nicht entschiede­n, ob er den Hund erwerben will. „In der Technologi­ebranche“, sagt er, „gibt es so schnelle Veränderun­gen, dass sich ein Kauf manchmal nicht lohnt.“

 ?? ?? So groß wie ein Golden Retriever: Dieser Roboterhun­d ist neuerdings in den Steingasse­n der Ruinenstad­t Pompeji unterwegs.*AFP
So groß wie ein Golden Retriever: Dieser Roboterhun­d ist neuerdings in den Steingasse­n der Ruinenstad­t Pompeji unterwegs.*AFP

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