Thüringische Landeszeitung (Gera)
Corona-Folge: Therapiezentrum geschlossen
Zentralklinik lässt Schmerzpatienten schier verzweifeln
Für die Patienten ist es eine mittlere Katastrophe: Die Zentralklinik Bad Berka (Weimarer Land) hat still und leise den Betrieb ihres Zentrums für Interdisziplinäre Schmerztherapie eingestellt. Die seit 2006 bestehende Abteilung bot als einzige in Thüringen Patienten mit schweren chronischen Schmerzen eine dreiwöchige stationäre multimodale Therapie an. Die Wartelisten waren lang, Patienten nicht nur aus Thüringen noch nach Jahren dankbar für diese Möglichkeit.
Dabei bedeutete es immer schon Kampf mit Krankenkassen, diese Behandlung zu finanzieren. Pro Jahr durchliefen etwa 250 Patienten die stationäre Therapie, fast doppelt so viele eine vorgelagerte Diagnostik-Bewertung. Mit Beginn der Corona-Pandemie sei das Zentrum von 20 auf zunächst acht Betten reduziert worden, teilt die Zentralklinik nun auf Anfrage mit. 2021 habe der Betrieb komplett eingestellt werden müssen. Die Mitarbeiter seien in andere Abteilungen umgesetzt worden, um dort die stabile Versorgung zu gewährleisten. Schmerzpatienten werde stattdessen eine ambulante Versorgung angeboten.
„Uns erreichen verzweifelte Anrufe von Schmerzpatienten, weil sie keine Behandlung in Bad Berka mehr bekommen können, obwohl sie auf Wartelisten standen“, sagt Heike Norda, Vorsitzende der Unabhängigen Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland. „Wir sind sehr besorgt, dass Schmerzpatienten nun noch länger auf eine adäquate Therapie warten müssen.“Es gebe in Deutschland zu wenige Einrichtungen für eine interdisziplinäre multimodale stationäre Schmerztherapie. Kürzere stationäre Angebote, teils auch mit etwas anderen Konzepten, gibt es unter anderem in Stadtroda, Weißenburg, Erfurt und Meiningen. Daneben vernetzt das Universitätsklinikum Jena in seiner Schmerz-Tagesklinik die verschiedenen medizinischen Fachgebiete miteinander.