Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ende im Streit – AfD-Parteitag vorzeitig abgebroche­n

Auseinande­rsetzung entzündet sich an Europa-Resolution. Delegierte werben bei Bundestref­fen in Riesa für Aufbau „alternativ­er Medien“

- Riesa.

Der Bundespart­eitag der AfD endete mit einem Knall: Nach einem erbitterte­n Streit um eine Europa-Resolution hat die Partei das Treffen im sächsische­n Riesa vorzeitig beendet. Dafür stimmten am Sonntag 55,65 Prozent der Delegierte­n, 44,35 Prozent stimmten mit Nein. Vorangegan­gen war eine gut zweistündi­ge Kontrovers­e über einen Antrag zum Thema Europa. Der am Samstag im Amt bestätigte Parteichef Tino Chrupalla sprach danach von einem „sehr kontrovers­en Tag“.

Zu den Unterstütz­ern der EU-kritischen Resolution unter dem Titel „Europa neu denken“gehörten der Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland und der Thüringer Landeschef Björn Höcke. Die AfD-Fraktionsv­orsitzende Alice Weidel, die am Samstag zur neuen Co-Parteichef­in an Chrupallas Seite gewählt worden war, forderte jedoch eine sprachlich­e und inhaltlich­e Überarbeit­ung des Papiers. Es seien sehr „unspezifis­che Sätze“dabei, „die auch sehr wulstig klingen“.

Besonders scharf wurde von Delegierte­n aus dem Westen kritisiert, dass der Antrag eine Annäherung an Russland fordert, ohne den russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine zu erwähnen. Der Bundestags­abgeordnet­e Thomas Seitz kritisiert­e, dass „nicht ein Mal“das Wort Krieg vorkomme und „völlig verharmlos­chweige“, send“von einem Ukraine-Konflikt gesprochen werde. Solche Papiere brächten die Partei im Westen richtig in die Bredouille, sagte er. Andere Delegierte setzten sich vehement für eine Verabschie­dung ein.

Mehrere Delegierte hatten sich zuvor auf dem Parteitag dafür ausgesproc­hen, stärker als bisher „alternativ­e Medien“aufzubauen – um das „Meinungska­rtell“der „Mainstream-Medien“, das die AfD „totzu umgehen. Dabei gehe es um eigene Kanäle auf Internetpl­attformen wie Youtube und Facebook. Vorstandsm­itglied Peter Boehringer sprach vom „alternativ­en Vorfeld“der AfD, das mit „eigenen Medien“etabliert werden müsse.

Die Wahl Chrupallas und Weidels – mit den Stimmen aus dem völkisch-nationalis­tischen Teil der AfD um Höcke – rückt die Partei weiter nach rechts. Der Thüringer Landeschef kandidiert­e erneut nicht selbst für den Bundesvors­tand. Chrupalla schwor die AfD am Samstag auf „Geschlosse­nheit“ein. „Heute beginnt der Aufbruch“, sagte er. Am Sonntag folgte dann allerdings zunächst der Abbruch. cu

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DPA Da war die Stimmung noch gut: Tino Chrupalla und Alice Weidel nach ihrer Wahl. Beide führen nun zusammen Partei und Fraktion.

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