Thüringische Landeszeitung (Gera)
Waldbrände breiten sich aus – mehrere Dörfer bei Berlin evakuiert
Hunderte Menschen in Sicherheit gebracht. Starker Wind erschwert Löscharbeiten. Landkreis ruft Katastrophenfall aus. Hitze hat viele Länder in Europa im Griff
Dunkle Schwaden über dem Wald, beißender Rauch in der Luft, ein dramatischer Kampf gegen die Flammen: Hunderte Menschen haben sich am Wochenende vor einem Waldbrand südlich von Berlin in Sicherheit bringen müssen. Seit Freitag kämpften Feuerwehr und Bundeswehr am Boden und mit Löschhubschraubern gegen das Feuer – doch wechselnder Wind fachte es bei großer Hitze und Trockenheit wieder an.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg rief den Katastrophenfall aus. „Wir müssen damit rechnen, dass sich die aktuelle Lage weiter verschärfen kann“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident
Dietmar Woidke (SPD) am Sonntagabend im RBB. Er bezeichnete die Situation als „deutlich dramatischer als 2018“und schloss weitere Evakuierungen nicht aus. „Die Lage sucht ihresgleichen“, sagte Landesbranddirektor Michael Koch.
Bei Treuenbrietzen – etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin und 40 Kilometer von Potsdam entfernt – war der Brand am Freitag in einem Kiefernwaldstück auf 60 Hektar ausgebrochen. Noch am Samstag schien sich die Lage zu stabilisieren: Die Flammen wurden bis auf 40 Hektar eingedämmt. Doch in der Nacht und am Sonntag weitete sich das Feuer wieder aus. Betroffen war eine Fläche von 200 Hektar. Das entspricht etwa 280 Fußballfeldern. 2018 hatte es in der gleichen Gegend auf 400 Hektar gebrannt.
Bei Beelitz-Heilstätten im selben Landkreis brannte es ebenfalls. Die Flammen seien außer Kontrolle, es drohe eine Evakuierung der Stadt Beelitz, erklärte die örtliche Verwaltung. Das Feuer war nur noch eineinhalb Kilometer entfernt. Bürgermeister Bernhard Knuth sagte, bis zum frühen Abend habe sich das Feuer auf 200 Hektar ausgebreitet.
Von Treuenbrietzen wurden mehrere Ortsteile mit insgesamt 620 Bewohnern geräumt. Die Stadthalle des Ortes diente als Notunterkunft.
Die Löscharbeiten der bis zu 750 Feuerwehrleute sind besonders schwierig: Weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition und Kampfmittel liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran. Geht das Feuer durch die Fläche, kann im Boden versteckte Munition hochgehen. Hubschrauber der Bundeswehr nahmen deshalb Zehntausende Liter Wasser aus einem nahen Baggersee auf und löschten von oben.
Die Hitze hat auch den Menschen und der Natur in Südeuropa zugesetzt. In Spanien verwüsteten Brände bis Sonntag mehr als 20.500 Hektar Land im Nordwesten des Landes, 14 Ortschaften wurden vorübergehend evakuiert. dpa