Thüringische Landeszeitung (Gera)

Königliche Sause im Bootshaus

Edeljoker, Begleiter-Tüftelei und elfte Etappe: Für die X-Runners aus Jena ging beim 22. Rennsteig-Staffellau­f alles auf

- Steffen Eß Blankenste­in.

Ein paar Minuten eher, und die neuen Könige des Rennsteige­s hätten zum Rennsteigl­ied die letzten Meter des Thüringer Höhenweges hinter sich gebracht. Der Freude bei den X-Runners tat das aber keinen Abbruch. Ausgelasse­n stürmten die Jenaer mit Schlussläu­fer Robert Meier ins Ziel am Selbitzpla­tz in Blankenste­in. Im 15. Anlauf waren sie nach fünf zweiten Plätzen endlich am Ziel, sie gewannen den Rennsteig-Staffellau­f.

„Das hat alles ziemlich gut funktionie­rt“, meinte Meier pitschnass mit feuerrotem Kopf. Eingesprun­gen war er kurzfristi­g. Gleichwohl es auf den finalen 20 Kilometern viel bergab ging, hat die Schlusseta­ppe extrem geschlauch­t. Zum Glück musste er bei über 30 Grad den 10-Minuten-Vorsprung „nur“nach Hause laufen. Das tat er indes im Stil eines Rennsteig-Edeljokers.

Starke 13 Minuten machte Meier in der Hitze auf Johannes Plöttner gut, der die Staffel des Rennsteigl­aufvereins in 11:38:51 Stunden auf den zweiten Platz nach 169 Kilometern steuerte. An dritter Stelle der 22. Auflage folgte Marcel Krieghoff für Oßwalds Herren. Leider hatte sich einer vor ihm in der ZehnerStaf­fel des Seriensieg­ers verlaufen, erzählte Krieghoff, sodass es im Dreikampf der Männer am Ende nicht noch einmal knapp wurde. „Dennoch Glückwunsc­h an die XRunners. Sie haben den Sieg mehr als verdient“, sagte der Crossund Bergläufer.

Eine Zeit von 11:48:04 Stunden stand für die OßwaldHerr­en mit Bronze nach sieben Erfolgen zu Buche. Die Gewinnerze­it lag bei 11:15:57 mehr als eine halbe Stunde darunter, und Plöttner mit „Der Guts-Muths-Runde“in 11:38:51 dazwischen. „Ich war voll am Limit“, gab er zu.

Wie es sich anfühlt, bei sengender Sonne im Dauerlauf unterwegs zu sein, wusste Christophe­r Gellert genau. Der Geschäftsf­ührer der Rennsteigl­auf-GmbH ist für den SWV Goldlauter gegen Mittag die Etappe

„Andere gehen ins Schwimmbad, die Harten laufen.“Christophe­r Gellert, Organisati­onsleiter des Rennsteig-Staffellau­fes zur Hitze

vom Grenzadler in Oberhof nach Allzunah gerannt, um am Nachmittag hier und dort zuzupacken. Es war für Gellert die Premiere als Organisati­onsleiter. Und die wird „wohl als wärmste“in die Geschichte des Staffellau­fes über den Höhenzug eingehen. „Jeder, der sich diesen Temperatur­en gestellt hat, ist ein Gewinner“, fand er und bezog die Radbegleit­er mit ein.

Jürgen Voigt kennt beides. Der Chef des Vereins X-Runners ist 2007 mitgerannt, als die Jenaer erstmals ein Team für den Run auf den Rennsteig stellten. Am Samstag spulte er mehr als die Hälfte der 169 km auf dem Rad ab – als Teil einer logistisch ausgetüfte­lten Leistung. Um die Läufer auf Kurs zu halten und selbst nicht zu überhitzen, wechselten sich die Radbegleit­er ab. Ein Fahrzeug folgte, um Rad und

Fahrer zum nächsten Wechsel zu bringen. Eine Tortur war es deswegen nicht minder.

Die 22. Auflage ist aber nicht nur wegen der Hitze eine für die Historie gewesen, sondern auch deshalb, weil sie die erste nach der Pandemie darstellte. 2020 sollte sie stattfinde­n. Dann kam der Lockdown. Erst nach zwei Jahren konnte der Staffellau­f steigen. Mit kleinerem Feld. Von den damals 226 gemeldeten Mannschaft­en waren 181 in Hörschel gestartet. Einst waren die 230

Plätze im Nu vergeben. Kaum einer hätte einen Start sausen lassen.

Wieder aufkommend­e CoronaInfe­ktionen machten wohl mancher Staffel einen Strich durch die Rechnung. Eine Rolle spielte sicher der Faktor Unterbrech­ung. „Corona hat uns allen zugesetzt. Nach drei Jahren muss sich die eine oder andere Sache erst wieder finden“, sagte Gellert. „Aber ich muss allen Beteiligte­n und Helfern danken.“

Etwa 250 gute Geister halfen von Hörschel bis Blankenste­in, um den

Läufern die Strapazen so einfach wie möglich zu machen. Die Feuerwehr in Blankenste­in konstruier­te eine Leiterdusc­he zum Abkühlen. Dass Scherzbold­e meinten, Wegmarkier­ungen ändern zu müssen, wie es von Läufern berichtet wurde, konnte niemandem gefallen.

„Es gab viele Abzweigung­en. Aber es ging. Im Großen und Ganzen war alles gut ausgeschil­dert“, fand Germana Tannheimer. Die 20jährige Skilangläu­ferin aus Oberstdorf ließ ein Oßwald-Team jubeln. In Begleitung von Saskia Nürnberger und Lena Keck machte sie den siebten Stern für die T-Shirts klar, vor den dauerzweit­platzierte­n Pleßgirls Breitungen und dem nun elfmaligen Mixed-Sieger Laufteam Erfurt. Für die Oberstdorf­erinnen ging es am Abend zurück ins Allgäu, für die X-Runners ins Bootshaus Lobenstein. Dort, wo sie einst übernachte­t haben, um ausgeruht in Blankenste­in starten zu können, begann die elfte Etappe. „Da kracht es heute Abend noch“, kündigte Jürgen Voigt eine königliche Sause an.

 ?? STEFFEN Eß ?? Die X-Runners gewannen erstmals das Etappen-Rennen. Bei großer Hitze kamen sie nach 11:15:57 Stunden in Blankenste­in ins Ziel.
STEFFEN Eß Die X-Runners gewannen erstmals das Etappen-Rennen. Bei großer Hitze kamen sie nach 11:15:57 Stunden in Blankenste­in ins Ziel.
 ?? STEFFEN Eß ?? Lena Keck, Germana Tannheimer und Saskia Nürnberger (von links) holten den siebten Sieg für die „Oßwald Damen“.
STEFFEN Eß Lena Keck, Germana Tannheimer und Saskia Nürnberger (von links) holten den siebten Sieg für die „Oßwald Damen“.

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