Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Es darf wieder gelacht werden!“
Wie Karikaturist Christian Habicht Corona aufarbeitet, zeigt die neue Ausstellung in der „gucke“
„Genial!“Siegfried Baumgarten kommt aus abwechselndem Schmunzeln und lautem Lachen gar nicht wieder heraus, als er die Cartoons von Christian Habicht in der „gucke“in Bad Köstritz betrachtet. Ja, es darf wieder gelacht werden – nicht nur in Bad Köstritz. Denn mit seiner neuen Ausstellung in der Kleinen Galerie im Haus des Gastes arbeitet der Eisenberger Künstler Habicht die vielfach beklemmenden Erfahrungen aus der Corona-Zeit auf. Mit Humor, Satire und stets mit einem kleinen Anstoß zum tieferen Nachdenken.
Zum Start der diesjährigen 25. Musikmeile in Bad Köstritz ist die neue Ausstellung am Freitagabend eröffnet worden. Siegfried Baumgarten war extra aus Eisenberg gekommen, um die Vernissage zur neuen Schau seines langjährigen Künstlerfreundes zu erleben. Wie so viele aus Köstritz oder auch Gera, die den Saal im Haus des Gastes am heißen Sommerabend füllten – Kulturfreunde, Habicht-Fans, ein Schüler seiner Kurse an der Geraer Volkshochschule, die amtierende Köstritzer Dahlienkönigin.
„Ich habe versucht, die CoronaZeit mit meinen Bildern und Zeichnungen zu verarbeiten“, sagt nach der Vernissage der Künstler im Gespräch mit dieser Zeitung, in der er seit Jahren auch mit seinen Cartoons präsent ist. Das Durchhalten in der Pandemie sei ihm sehr schwer gefallen, erzählt Habicht, einige Zeit habe er selbst in Quarantäne verbringen müssen. „Wenn man da so allein ist, ist das schlimm“, stellt er im Nachhinein fest. Sagt aber jetzt mit seiner neuen Schau: „Es darf wieder gelacht werden!“
Und genau dazu regen seinen Karikaturen in der neuen Ausstellung an: Etwa die Oma mit dem Hörer eines alten Festnetztelefons in der Hand, die den Knopf vermisst, um sich die digitale Corona-Warn-App herunterzuladen. Oder zwei mit wenigen Strichen gezeichnete vergitterte Knast-Fenster mit einem Plakat darunter: „Wir bleiben zu Hause!“Oder am heimischen Esstisch die Frau, die ihren auf dem Teller herumstochernden Mann fragt, ob er Corona habe, weil ihm ihr Essen nicht schmeckt. Präzise beobachtete Szenen aus dem Corona-Alltag, überhöht, zugespitzt dargestellt, so dass sich manches Leid und mancher Ärger aus zwei Jahren Pandemie für den Betrachter zumindest für den Moment verflüchtigt.
Auch aus diesen Karikaturen sollte ein Buch werden, aber dann habe die Frage gestanden: „Wer will das?“, erzählt Habicht. Mit Hilfe eines Stipendiums der Thüringer Kulturstiftung konnte das BuchProjekt im Vorjahr dann doch verwirklicht werden. Und – so zeigen es die Reaktionen der Betrachter in Bad Köstritz – Corona lässt sich aufarbeiten mit Satire und Humor. Und so konnte vor wenigen Tagen sein neuestes Buch erscheinen mit dem Titel „Gutes Besserung!“, in dem er die Post-Corona-Ära humorvoll aufarbeitet. Vorbereitet wurde die aktuelle Ausstellung in der „gucke“– seine nunmehr schon dritte in Bad Köstritz – vom Kunst- und Kulturverein gemeinsam mit dem Heinrich-Schütz-Haus und der
Stadtverwaltung und mit der Unterstützung von mehreren Sponsoren. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung am Piano von den Köstritzer Jugendlichen Stella-Ivonne und Oskar Heiland als Überraschungsgäste. In seiner Laudatio erinnerte zur Vernissage der Autor und Journalist Werner Wühst an viele Jahre der Zusammenarbeit mit Christian Habicht und würdigte seine besondere Art der tiefsinnigen Krisenbewältigung.
Die Ausstellung mit Cartoons von Christian Habicht in der Kleinen Galerie „gucke“in Bad Köstritz kann bis zum 14. August besichtigt werden wochentags zu den Öffnungszeiten im Haus des Gastes und an Wochenenden nach vorheriger Anmeldung.