Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Expertise zur Verfügung stellen“
Rennrodel-Olympiasieger Johannes Ludwig teilt beim Außenwirtschaftstag seine Erfahrungen
Thüringer Unternehmer beraten am 28. Juni in Oberhof auf dem Außenwirtschaftstag. Als besonderer Gesprächspartner kommt zum Gedankenaustausch der erfolgreiche Wintersportler Johannes Ludwig.
Wo sehen Sie die Parallelen von Leistungssport und Wirtschaft?
Vor allem darin, dass sowohl Leistungssportler als auch Unternehmer jederzeit in der Lage sein müssen, flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. Die Welt ist in stetigem Wandel. Man muss in der Lage sein, neu zu denken, sich anzupassen und sich selbst zu fordern, um immer am Ball zu bleiben.
Das haben Sie in ihrer aktiven Zeit als Rennrodler nicht nur mit den olympischen Goldmedaillen eindrucksvoll unter Beweis stellen können ...
... es kam auch in meiner Zeit als Rennrodler auf mehr an, als nur schnell eine Bahn herunterzufahren. Ich musste die Athletik trainieren, meinen Schlitten bauen, bei der Physiotherapie regenerieren und Sponsoren finden, denn beispielsweise für Lehrgänge, Termine im Windkanal und Ausrüstung benötigt man entsprechende finanzielle Mittel. Hierfür reicht es nicht aus, den Sponsoren eine Werbefläche zur Verfügung zu stellen.
Sondern was denn noch darüber hinaus?
Man muss den Partnern auch seine Expertise zur Verfügung stellen. Wie zum Beispiel die eigene Motivation erläutern. Hierzu zählt etwa das tägliche harte Training, um am
Ende die Erfolge einfahren zu können. Diese Expertise will ich Thüringer Unternehmern nun auch auf dem Außenwirtschaftstag näher bringen.
Diese Expertise haben Sie im Studium während der aktiven Zeit als Sportler systematisch untermauert? Ja, ich habe zusätzlich zum Sport und meinem Job bei der Bundespolizei
ein BWL-Studium absolviert. Aus diesem Grund war die Verbindung sowie das Interesse zur Wirtschaft schon immer gegeben.
Aber bei einem geplanten Bierdeckelgespräch kann es durchaus auch Überraschungen geben? Natürlich, wenn die Teilnehmer ihre Fragen anonym auf einen Bierdeckel schreiben, kann es durchaus auch brisante Fragen geben, aber darauf muss ich dann eben spontan reagieren. Das kann durchaus spannend werden.
Sie haben Ihre Karriere als Leistungssportler beendet. Hat die Aussicht auf die Heim-Weltmeisterschaft in Oberhof 2023 nicht gereizt?
Sicherlich – ich habe mir aus diesem Grund auch ausreichend Zeit genommen. Jedoch war es am Ende eine Entscheidung für die Familie. Ich habe mit drei olympischen Gold- und einer Bronzemedaille alles erreicht – mehr geht nicht. Bei der Weltmeisterschaft in Oberhof werde ich selbstverständlich präsent sein und mich entsprechend einbringen.
Aber jetzt liegt mein Lebensmittelpunkt in Walsrode in Niedersachsen bei meiner Familie und beruflich bei der Bundespolizei als festem Standbein. Meinem Hobby, dem Segeln, kann ich am Steinhuder Meer oder auch auf der Ostsee jetzt mehr Zeit widmen als noch während meiner aktiven Karriere als Leistungssportler.
Weitere Informationen zum Thüringer Außenwirtschaftstag finden Interessierte, die sich noch bis Mittwoch, 22. Juni, für die Veranstaltung anmelden können, unter: