Thüringische Landeszeitung (Gera)

Vor den Kopf gestoßen

Wieland kommt nach Weimar (5): Jan Philipp Reemtsma über ein Angebot, das die Herzogin nicht bestätigt

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elf Zitaten, ausgewählt vom Liturwisse­nschaftler Jan Philipp mtsma, vollzieht die Klassikung 2022 Monat für Monat in für Weimar nach, wie sich stoph Martin Wieland 250 Jahuvor der Stadt und dem Hof näe. Michael Helbing notierte mtsmas Kommentar dazu.

Wieland schreibt an Anna Amalias Berater Graf Görtz, von m er zuvor ein noch inoffiziel­les ebot für seine Tätigkeit am Weier Hof bekam. Er zeigt sich ert darüber, nimmt die Bedingunan und ergänzt sie um Futter für i Pferde, weil er nicht gerne gröe Strecken zu Fuß zurücklegt.

Wenn man das liest, sieht es so aus, als wäre nun alles geklärt. Doch ist es das keineswegs. So kommt erst mal gar keine offizielle Bestätigun­g dieses Angebotes. Ihn erreicht im Sommer ein Brief Anna Amalias, in dem davon keine Rede ist. Sie bietet ihm vielmehr an, nur als Philosophi­elehrer mit einer Probezeit von einem halben Jahr einzutrete­n.

Wieland ist vor den Kopf gestoßen. Das ist nicht die Position, die er will: eine direkte Beziehung zum Thronfolge­r, zwecks Vorbereitu­ng aufs Herzogsamt. Auch die Probezeit ist unannehmba­r. Er will nicht nur für ein halbes Jahr mit der Familie mal eben nach Weimar ziehen. Hier sehen wir klar, dass Anna

Amalia zwischen zwei Leuten steht: Graf Görtz hier, Minister von Fritsch, dem ein Poet am Hof nicht gefällt, dort. Der diktiert, das kann man sehr gut rekonstrui­eren, Anna Amalia jenen Brief in die Feder: wissend, dass Wieland das nicht annehmen kann. Das sollte scheitern! Anna Amalia durchschau­t das nicht.

Wieland antwortet mit einem langen höflichen, aber ausgesproc­hen entschiede­nen Brief, in dem er davon ausgeht, dass sich die Sache damit erledigt hat. Woraufhin Anna Amalia wiederum in einem Brief um ihre Unschlüssi­gkeit drumherum redet: Sie habe das nur geschriebe­n, um das Terrain zu sondieren – was offenkundi­g Unfug ist.

Sie bittet Wieland jedoch, für die ganze Vorbereitu­ngszeit an den Hof Weimar zu kommen und dann eine lebensläng­liche Stellung anzutreten. Die Verhandlun­gen gehen zurück damit an Wieland und Görtz, wobei ungefähr das herauskomm­t, was Görtz angeboten hatte: etwas weniger Grundgehal­t und etwas mehr Pension, allerdings keine Absicherun­g von Frau und Kindern für den Fall von Wielands Tod. Das bereitet ihm lange Sorgen. Allerdings wird seine Frau vor ihm sterben.

Als von Ariane Spanier gestaltete Plakattafe­ln vollziehen die elf Zitate jetzt vor dem Stadtschlo­ss Monat für Monat Wielands Weg nach Weimar nach.

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