Thüringische Landeszeitung (Gera)
Aga setzt auf Selbstversorgung
Nachgehakt: Warum es für den Ort Großaga keinen zentralen Gasanschluss gibt
Eine zentrale Gasversorgung für die Geraer Ortschaft Großaga wird es in nächster Zeit nicht geben. Die Geraer Netz-Gesellschaft – zuständig für die entsprechende Infrastruktur – ist von bereits mit Grundstückseigentümern geschlossenen Verträgen wieder zurückgetreten.
Den Grund für den Rückzug hat die Gera Netz GmbH in einem Schreiben an Großagaer mitgeteilt: „Leider liegen uns derzeit nur 33 Verträge vor. Ausgehend von einem Anschlusspotenzial von insgesamt 136 möglichen Anschlussobjekten entspricht das nicht annähernd unseren Erwartungen.“Die liegen bei mindestens 50 Prozent der potenziellen Abnehmer.
So mancher in Großaga, der den zentralen Heizgas-Anschluss wollte, ist jetzt mit Blick auf die drastisch gestiegene Preise für Heizöl sauer – und sammelt schon mal vorsorglich Holz, um ein Öfchen befeuern zu können, wenn der Heizölpreis unbezahlbar werden sollte. Das Unternehmen räumt ein, dass die zögerliche Haltung vieler Großagaer nachvollziehbar sei, da die Zukunftsfähigkeit von Erdgas aktuell gesellschaftlich in Frage gestellt sei. Dabei werde der Austausch gegen nicht-fossile Gase jedoch nicht berücksichtigt. Die Netz-Gesellschaft hofft, dass der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen noch zu einem Umdenken in Großaga führen könnte.
In anderen Teilen der Stadt Gera hält das Unternehmen an seinen Ausbauplänen indes fest, teilt es auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Aktuell laufen beispielsweise Arbeiten zur Erweiterung des Gasnetzes in Gera-Frankenthal. Darüber hinaus werden in einzelnen Stadtteilen neue Kunden an vorhandene Gasleitungen angeschlossen. Die Zahl der Interessenten für einen neuen Gasanschluss sei gegenüber den Vorjahren allerdings leicht rückläufig. Für das Gelingen der Energiewende sollen aus Sicht der Netz-Gesellschaft perspektivisch CO2-freie grüne Gase und insbesondere aus erneuerbarer Energie produzierter Wasserstoff zum Einsatz kommen. Die Unternehmen der Gasnetzwirtschaft würden an Transformationsplänen zur perspektivischen Beimischung und Umstellung auf diese neuen Gase arbeiten und erwarten gleichzeitig von der Politik die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen als notwendige Voraussetzung.
Der Ortsteilrat Aga ist derweil sauer. „Wir hatten auf den Bau der Gasleitung gehofft, damit bei der Baumaßnahme auch andere Versorgungsleitungen erneuert und die
Straße nach Großaga saniert werden können. So ähnlich wie vor kurzem die Straße nach Seligenstädt. Doch das wird nun erst mal nichts“, sagt Ortsteilbürgermeister Bernd Müller (parteilos). Sauer ist er zudem, dass Vorstöße zu einer autarken alternativen Energieversorgung im Ortsteil am Rand der Stadt Gera vorerst zunichte gemacht wurden. Eine einzige Biogasanlage gibt es derzeit im ländlichen Aga. Die reicht aus, um das Gewächshaus im Biohof der Lebenshilfe zu beheizen. Nicht für den Ort. Vor einiger Zeit schon habe es einen privaten Vorstoß gegeben, eine Biogasanlage zur Versorgung von Wohnhäusern in Kleinaga zu errichten. „Der war abgeschmettert worden“, erinnert sich der Ortsteilbürgermeister. Ein Antrag für den Bau einer Hackschnitzel-Heizanlage sei vor kurzem gleichfalls an der Bürokratie gescheitert. „Weil die potenzielle Baufläche im Außenbereich liegt“, hat Bernd Müller erfahren. Er hofft, dass es angesichts von Energiekrise und Energiewende noch ein entgegenkommendes Umdenken im Rathaus gibt.