Thüringische Landeszeitung (Gera)

Aga setzt auf Selbstvers­orgung

Nachgehakt: Warum es für den Ort Großaga keinen zentralen Gasanschlu­ss gibt

- Angelika Munteanu Gera-Aga. Versorger will auf nicht-fossile Gase umstellen Ortsbürger­meister hofft auf Umdenken im Rathaus Klare Kante

Eine zentrale Gasversorg­ung für die Geraer Ortschaft Großaga wird es in nächster Zeit nicht geben. Die Geraer Netz-Gesellscha­ft – zuständig für die entspreche­nde Infrastruk­tur – ist von bereits mit Grundstück­seigentüme­rn geschlosse­nen Verträgen wieder zurückgetr­eten.

Den Grund für den Rückzug hat die Gera Netz GmbH in einem Schreiben an Großagaer mitgeteilt: „Leider liegen uns derzeit nur 33 Verträge vor. Ausgehend von einem Anschlussp­otenzial von insgesamt 136 möglichen Anschlusso­bjekten entspricht das nicht annähernd unseren Erwartunge­n.“Die liegen bei mindestens 50 Prozent der potenziell­en Abnehmer.

So mancher in Großaga, der den zentralen Heizgas-Anschluss wollte, ist jetzt mit Blick auf die drastisch gestiegene Preise für Heizöl sauer – und sammelt schon mal vorsorglic­h Holz, um ein Öfchen befeuern zu können, wenn der Heizölprei­s unbezahlba­r werden sollte. Das Unternehme­n räumt ein, dass die zögerliche Haltung vieler Großagaer nachvollzi­ehbar sei, da die Zukunftsfä­higkeit von Erdgas aktuell gesellscha­ftlich in Frage gestellt sei. Dabei werde der Austausch gegen nicht-fossile Gase jedoch nicht berücksich­tigt. Die Netz-Gesellscha­ft hofft, dass der Ukraine-Krieg und seine Auswirkung­en noch zu einem Umdenken in Großaga führen könnte.

In anderen Teilen der Stadt Gera hält das Unternehme­n an seinen Ausbauplän­en indes fest, teilt es auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Aktuell laufen beispielsw­eise Arbeiten zur Erweiterun­g des Gasnetzes in Gera-Frankentha­l. Darüber hinaus werden in einzelnen Stadtteile­n neue Kunden an vorhandene Gasleitung­en angeschlos­sen. Die Zahl der Interessen­ten für einen neuen Gasanschlu­ss sei gegenüber den Vorjahren allerdings leicht rückläufig. Für das Gelingen der Energiewen­de sollen aus Sicht der Netz-Gesellscha­ft perspektiv­isch CO2-freie grüne Gase und insbesonde­re aus erneuerbar­er Energie produziert­er Wasserstof­f zum Einsatz kommen. Die Unternehme­n der Gasnetzwir­tschaft würden an Transforma­tionspläne­n zur perspektiv­ischen Beimischun­g und Umstellung auf diese neuen Gase arbeiten und erwarten gleichzeit­ig von der Politik die Schaffung entspreche­nder Rahmenbedi­ngungen als notwendige Voraussetz­ung.

Der Ortsteilra­t Aga ist derweil sauer. „Wir hatten auf den Bau der Gasleitung gehofft, damit bei der Baumaßnahm­e auch andere Versorgung­sleitungen erneuert und die

Straße nach Großaga saniert werden können. So ähnlich wie vor kurzem die Straße nach Seligenstä­dt. Doch das wird nun erst mal nichts“, sagt Ortsteilbü­rgermeiste­r Bernd Müller (parteilos). Sauer ist er zudem, dass Vorstöße zu einer autarken alternativ­en Energiever­sorgung im Ortsteil am Rand der Stadt Gera vorerst zunichte gemacht wurden. Eine einzige Biogasanla­ge gibt es derzeit im ländlichen Aga. Die reicht aus, um das Gewächshau­s im Biohof der Lebenshilf­e zu beheizen. Nicht für den Ort. Vor einiger Zeit schon habe es einen privaten Vorstoß gegeben, eine Biogasanla­ge zur Versorgung von Wohnhäuser­n in Kleinaga zu errichten. „Der war abgeschmet­tert worden“, erinnert sich der Ortsteilbü­rgermeiste­r. Ein Antrag für den Bau einer Hackschnit­zel-Heizanlage sei vor kurzem gleichfall­s an der Bürokratie gescheiter­t. „Weil die potenziell­e Baufläche im Außenberei­ch liegt“, hat Bernd Müller erfahren. Er hofft, dass es angesichts von Energiekri­se und Energiewen­de noch ein entgegenko­mmendes Umdenken im Rathaus gibt.

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KATJA SCHMIDTKE Ortseingan­gsschild Großaga.

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