Thüringische Landeszeitung (Gera)
Irrläufer meldet sich 1.30 Uhr aus Bayern
Nach reichlich Durcheinander beim Rennsteig-Staffellauf prüft Veranstalter frühere Startzeiten. Per Hand korrigierte Ergebnisse bald im Internet verfügbar
Besonders für einen Aktiven blieb der Rennsteig-Staffellauf in besonderer Erinnerung. Der Mann verlief sich auf dem Weg nach Blankenstein, dem Ziel der 170 Kilometer langen Tour. Erst Sonntagnacht, 1.30 Uhr, fand der Läufer in Bayern ein Haus mit Licht, wo er sein Handy aufladen und seine Staffelkollegen anrufen konnte.
„Wir waren erleichtert, dass er gesund und munter war. 20 Leute waren schon über Stunden auf der Suche nach ihm“, sagte Christopher Gellert, Geschäftsführer der Rennsteiglauf-GmbH, dem Veranstalter des Laufes mit 181 Staffeln.
Der Irrläufer war nicht die einzige Panne des langen heißen Tages. Hauptkritikpunkt waren, neben zu wenigen Getränkestellen, die vielen „Notstarts“– Läufer wurden auf die Strecke geschickt, obwohl der Staffelkollege noch gar nicht an der Wechselstelle angekommen war.
Gellert verteidigte die Entscheidung, die man mit der Polizei und der Streckensicherheit getroffen habe. Damit sollte verhindert werden, dass Läufer in zu große Dunkelheit geraten. „Der Verläufer zeigte, dass es durchaus zum Problem werden konnte“, so Gellert, der Sonntagfrüh erst drei Uhr im Bett war.
Durch die Notstarts wurden akribisch organisierte Autotransfers zur
Thüringer „Weltreise“. Auch die Zeiten kamen durcheinander. 150 Läufer versuchten ab 19.36 Uhr in Brennersgrün in Trippelschritten die letzte Etappe in Angriff zu nehmen. Auch die Transponder für die elektronische Zeitmessung waren nicht ausreichend vorhanden.
„Die große Hitze sorgte für erheblich längere Laufzeiten. Durch die Notstarts fehlten die Transponder der übergebenden Sportler, obwohl wir die Zahl der kleinen Geräte wie vor der dreijährigen Corona-Pause großzügig kalkuliert hatten. Es war dann eine Kettenreaktion, wir konnten kurzfristig nicht genug Ersatz beschaffen“, entschuldigte sich Gellert für die Zeitnahme-Pannen.
Nachdem zunächst teilweise Fantasie-Einzelzeiten im Internet veröffentlicht wurden, pflegte man am Montag die per Hand notierten echten Startzeiten in die Liste ein.
Der Rennsteiglauf-Verein will aus den aktuellen Problemen Lehren ziehen. Am Freitag gibt es eine planmäßige Sitzung des Präsidiums. „Die Startzeiten sind kein Dogma“, sagte Präsident Jürgen Lange, der zur gleichen Zeit bei Regen und Wind mit 18.000 Radlern über 300 Kilometer um den Vätternsee in Schweden fuhr. Einen um eine halbe Stunde früheren Start könne er sich vorstellen, so Lange. 200 Staffeln sind für den Lauf am 17. Juni 2023 für die 230 Plätze vorgemerkt.