Thüringische Landeszeitung (Gera)
Grüner Kongress mit anderem Blick auf Polizei
Sicherheitsbehörden müssen sich anpassen
Wie kann eine noch immer relativ homogene Polizei in einer vielfältiger werdenden Gesellschaft ihre Aufgaben erfüllen? Garantiert eine solche Polizeistruktur in einer heterogenen Gesellschaft wirklich allen Menschen Sicherheit? Das sind nur zwei Fragen, die sich am Dienstagnachmittag etwa 60 Teilnehmer des Grünen Polizeikongresses im Landtag gestellt haben.
Viele Polizisten würden die Fragen sofort mit „ja“beantworten. Dass das nicht so einfach ist, erläuterte zu Beginn Eva Groß von der Akademie der Polizei in Hamburg. Die Vielfalt der Gesellschaft werde weiter steigen und eine solche Gesellschaft erteile dann einer weitgehenden homogenen Organisation das Gewaltmonopol. Aus ihrer Sicht sind Konflikte programmiert. Diese seien normal. Müssten aber aufgearbeitet werden.
Was macht es mit Polizistinnen und Polizisten, wenn sie immer wieder in Problemvierteln beispielsweise gegen Drogendealer vorgehen müssen? Ist diese Art der Problemlösung überhaupt die beste? Die Expertin spricht davon, dass die Polizei so auch Gefahr laufe, „ungleichwertigkeitsbasiertes“praktisches Handeln zu entwickeln.
Eva Groß vermeidet ausdrücklich den Begriff rassistisch. Es sei eine zentrale Herausforderung, diese „Ungleichwertigkeiten“innerhalb der Polizei als ganz normales Problem zu erkennen und zu behandeln, betont sie und plädiert für Studien, um den öffentlich nicht sichtbaren Bereich der Polizei zu untersuchen und so neue Verhaltensstrategien zu entwerfen.
Geschehe das nicht, werde weiteres Vertrauen in die Polizei verloren gehen.
Für demokratisch eingestellte jungen Menschen könnte die Polizei nicht mehr attraktiv sein.
Zudem sollte bei bestimmten Einsätzen auch die Frage gestellt werden, ist das Aufgabe der Polizei. Sind Armutsprobleme und daraus resultierende soziale Folgen immer auch Kriminalitätsprobleme? Wären Sozialarbeiter manchmal nicht besser eingesetzt als die Polizisten?
Der Grüne Polizeikongress richtete den Fokus mit anderer Perspektive auf altbekannte Probleme einer hierarchischen Organisation, die auch mit Waffen das Gewaltmonopol in der Gesellschaft vertritt.