Thüringische Landeszeitung (Gera)

Erfurter Löwenmädch­en stirbt nach Operation

Als Erstgebore­ne nahm Latika eine Sonderroll­e ein. Geschädigt­e Leber verkraftet Narkose wegen eines nötigen Eingriffs nicht

- Holger Wetzel Erfurt.

Drei Tage nach einer Routine-Operation ist Löwenmädch­en Latika am Montag im Erfurter Zoopark im Alter von drei Jahren gestorben. Wie der Zoo-Tierarzt Kay Schwecht am Dienstag bestätigte, führte offenbar ein im Vorfeld nicht festgestel­lter Leberschad­en dazu, dass Latika die Narkose nicht vertrug. Als erstgebore­ne Erfurter Löwin und Patentier von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) galt Latika in Thüringen als eine Art lebendes Wappentier.

Die Operation, bei der Latika die Gebärmutte­r und Eierstöcke entfernt wurden, hatte etwas mit ihrer

Sonderroll­e zu tun. Weil feststand, dass die besondere Löwin für immer in Erfurt bleiben sollte, wurde sie unfruchtba­r gemacht, um Inzucht mit ihrem Vater Aslam (7) zu verhindern. Bislang trug sie Hormon-Implantate am Nacken. Ein weiteres Implantat wollten ihr die Tierärzte nicht zumuten, da es laut Kay Schwecht das Krankheits­risiko im Alter erhöht hätte.

Vor der Operation schien Latika wohlauf, erzählt die Raubtierpf­legerin Sabine Fuß, die Latika seit Geburt kennt und quasi mit aufgezogen hat. „Sie spielte und fraß wie immer“, sagt Fuß. Deshalb habe es zu der Operation keine Bedenken gegeben. Da es sich um eine Raubkatche­nende ze handelt, der man nicht so einfach Blut abzapfen kann, werde in solchen Fällen auf eine Diagnostik im Vorfeld verzichtet, meint Tierarzt Schwecht. Die Zoo-Direktorin Sabine Merz weist zugleich darauf hin, dass Wildtiere alles tun, um eine

Krankheit zu kaschieren. „In der Wildnis würden sie sonst getötet oder ausgestoße­n“, sagt Merz.

Erste Anzeichen einer Krankheit zeigten sich erst, als Lakita nach der an sich erfolgreic­hen Operation ungewöhnli­ch lange schlief. Am Wo

kam sie etwas zu Kräften, bevor sich ihr Zustand am Montag zusehends verschlech­terte.

Schwecht gab den Todeszeitp­unkt mit 12.10 Uhr am Montag an. Bei der Sektion in Bad Langensalz­a stellten die Tiermedizi­ner am Dienstag Veränderun­gen an der Leber und an der Lunge fest.

Bei der ersten Löwengebur­t im Erfurter Zoo überhaupt kam Latika am 19. April 2019 als erstes Kind eines Dreier-Wurfes von Löwenmutte­r Bastet (6) zur Welt. Ihr Bruder Maruki wurde 15 Monate später an den Zoo Servion in der Schweiz abgegeben, weil er als heranwachs­ender männlicher Löwe sonst die Harmonie in der Erfurter Löwenfamil­ie

beeinträch­tigt hätte. Das dritte Junge starb im Mutterleib und führte zu einer lebensbedr­ohlichen Blutvergif­tung von Bastet, die gerade noch rechtzeiti­g behandelt werden konnte. Im August 2020 legten Aslam und Bastet mit einem zweiten Dreier-Wurf nach. Die beiden Mädchen wurden später nach Dortmund, der Junge nach Norddeutsc­hland abgegeben.

Latika ist der vierte Todesfall in der 2005 eröffneten Löwenanlag­e im Erfurter Zoopark. Ähnlich schockiere­nd war im Juli 2018 der Tod von Bagani, der mit zweieinhal­b Jahren einen Herz-Kreislauf-Kollaps erlitt. Aslam und Bastet sind derzeit die einzigen Erfurter Löwen.

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BODO SCHACKOW/ ARCHIV Latika spielte besonders gern mit Bällen und hat sehr viele zerbissen.

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