Thüringische Landeszeitung (Gera)

Bergner setzt auf Thüringer Bürger-Gruppe

Die frühere FDP-Politikeri­n und drei Ex-AfDler wollen im Landtag mehr Rechte und Zuschüsse

- Martin Debes und Fabian Klaus Erfurt.

Ex-Abgeordnet­e der AfD und eine frühere Liberale wollen eine parlamenta­rische Gruppe im Thüringer Landtag bilden. Damit besäßen sie deutlich mehr Antrags- und Rederechte als in ihrer aktuellen Position als fraktionsl­ose Einzelabge­ordnete. Mit dem Gruppensta­tus wären zudem monatliche Zuschüsse in fünfstelli­ger Höhe für Mitarbeite­r und Sachmittel verbunden.

Der Antrag zur Gründung ging am Mittwoch im Landtag ein. Dies bestätigte eine Sprecherin des Parlaments dieser Zeitung.

Für die Gründung einer Gruppe sind laut Abgeordnet­engesetz drei

Voraussetz­ungen zu erfüllen. Erstens müssen die Gruppenmit­glieder der gleichen Partei oder Liste angehören. Zweitens dürfen sie nicht dieselben politische­n Ziele wie eine andere Fraktion oder Gruppe verfolgen. Drittens hat die Gruppe mindestens so groß zu sein, dass sie die Ausschüsse besetzen kann. Aktuell bedeutet dies eine Mindestanz­ahl von vier Abgeordnet­en. Am Ende muss der Landtag zustimmen. Falls es dafür keine Mehrheit gibt, könnten die Abgeordnet­en versuchen, den Gruppensta­tus vor dem Verfassung­sgericht einzuklage­n.

Sie sei optimistis­ch, dass alle Bedingunge­n erfüllt seien, sagte Bergner. Nach ihrem Austritt aus der

FDP und der zugehörige­n Landtagsfr­aktion wurde die Jenaer Mittelstän­dlerin Mitglied der Kleinstpar­tei „Bürger für Thüringen“, die sie mit initiiert hat. Gleichzeit­ig verlor die FDP mit noch vier verblieben­en Abgeordnet­en den Fraktionss­tatus. In der Folge beschloss der Landtag nach Vorbild des Bundestags

und andere Landtage die Möglichkei­t der Gruppenbil­dung.

Neben Bergner als Initiatori­n der Gruppe wollen die Ex-AfD-Abgeordnet­en Tocsca Kniese, Lars Schütze und Birger Gröning mitmachen. Angesichts der Gesetzesvo­rgaben dürften sie sich den „Bürgern für Thüringen“anschließe­n.

Die Unternehme­rin Kniese war bis Ende 2020 AfD-Vizelandes­chefin unter Björn Höcke. Im Dezember 2021 erklärte sie ihren Austritt aus Fraktion und Partei.

Der Bundespoli­zist Schütze spielte eine Rolle bei der Wahl des FDPMiniste­rpräsident­en Thomas Kemmerich: Er vermittelt­e den parteilose­n Kandidaten, der im entscheide­nden Wahlgang nur zum Schein für die AfD antrat. Schütze wurde im Oktober 2021 aus der AfD-Fraktion ausgeschlo­ssen. Über die Gründe schwiegen bislang alle Beteiligte­n. Gröning ist Physiother­apeut und trat im März aus Partei und Fraktion aus. Als Grund nannte er die Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz.

Unklar ist, ob die Gruppe die rotrot-grüne Minderheit­skoalition, der genau vier Stimmen fehlen, etwa beim Landeshaus­halt stützen könnte. Gröning zeigte sich auf Nachfrage skeptisch, sagte aber: „Es kommt auf das Angebot an.“Es gehe der Gruppe darum, das Beste für die Bürger herauszuho­len.

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SASCHA FROMM Ute Bergner vertritt seit Sommer 2021 die „Bürger für Thüringen“im Landtag

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