Thüringische Landeszeitung (Gera)

Wo Bären durch den Wald streifen

Die größten Raubtiere Europas kann man in einem besonderen Park an der Müritz erleben

- Philipp Brandstädt­er

Süße Honigbrötc­hen gibt es nur im Ausnahmefa­ll. Und zwar immer dann, wenn es Medizin zu verabreich­en gibt. Otto und Mascha würden die Pillen niemals einfach so schlucken. Doch den Honigbrötc­hen, in denen die Pflegerin die Arznei versteckt hat, können die beiden Braunbären einfach nicht widerstehe­n.

Was in Büchern und Zeichentri­ck-Filmen vorkommt, stimmt tatsächlic­h: Bären lieben Honig über alles! „Aber er ist schlecht für die Zähne“, sagt Bären-Fachfrau Petra Konermann vom Bärenwald Müritz. Deswegen dürfen sie ihn nicht ständig fressen.

Der Bärenwald liegt im Bundesland Mecklenbur­g-Vorpommern. 14 Braunbären wohnen dort zurzeit in großen abgezäunte­n Waldstücke­n. Sie bekommen hauptsächl­ich Gemüse wie Fenchel, Rettich, Karotten und vorgegarte Kartoffeln. Ein paar Obststücke und gekochte Eier sind auch manchmal dabei.

Braunbären waren früher auf der Welt weit verbreitet, auch in den Wäldern in Deutschlan­d. In Europa sind sie heute noch zum Beispiel in Rumänien und Skandinavi­en zu Hause. Die Bären, die im Bärenwald leben, wurden gerettet. „Sie stammen aus Zirkussen oder privaten Haltungen“, erklärt Petra Konermann. „Die früheren Besitzer konnten sich nicht gut genug um die

Tiere kümmern.“Im Bärenwald haben sie nun viel mehr Platz. Viele Leute kommen zu Besuch, um die Bären dabei zu beobachten, wie sie fressen, umherstrei­fen oder sich die

Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Mit seinen Knopfaugen, den kleinen Ohren und dem flauschig wirkenden Fell wirkt so ein Braunbär liebenswer­t wie ein Teddybär. Aber Vorsicht: Braunbären sind Raubtiere! Sie haben viel Kraft. „Wie bei anderen Raubtieren sind die Eckzähne der Braunbären groß und lang“, sagt die Expertin. „Die Bären ernähren sich zwar überwiegen­d vegetarisc­h, doch sie sind Allesfress­er.“Das heißt: Auch Insekten, Fische und kleinere Tiere wie Nagetiere verspeisen Braunbären gern. Ab und zu machen sie auch Jagd auf größere Tiere oder fressen Aas.

Wenn man Bär Rocco dabei zusieht, wie er auf der Wiese auf einem Löwenzahn herumkaut, mag man kaum glauben, dass er jemandem auch nur ein Haar krümmen könnte. Trotzdem kommen die Pflegerinn­en und Pfleger den Bären nicht zu nahe. Ihre Zähne und Krallen sind viel zu gefährlich. Wenn die Menschen die Gehege zum Ausmisten und zum Verteilen des Futters betreten, werden die Bären vorher für kurze Zeit in einen anderen Bereich gelockt. Sicher ist sicher – auch wenn die Tiere sich wohl eher über die Honigbrötc­hen und das Gemüse hermachen würden als einen Menschen anzugreife­n. dpa

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Herzen freu’n...“
– Warum genau freuen sich die
Kinder?
Ein Braunbär testet im Bärenwald Müritz das Wasser. Dort leben Braunbären, die gerettet wurden.
PHILIPP BRANDSTÄDT­ER / DPA „Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freu’n...“ – Warum genau freuen sich die Kinder? Ein Braunbär testet im Bärenwald Müritz das Wasser. Dort leben Braunbären, die gerettet wurden.

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