Thüringische Landeszeitung (Gera)
Künftig kleinere Anbauflächen
Die Spargelernte in Thüringen endet für die Bauern mit einem Verlust von mindestens 20 Prozent gegenüber 2021
An diesem Freitag, dem Johannistag, endet die Spargelsaison. Wie die Thüringer Spargelbauer mitteilen – mit einem eher bescheidenen Ergebnis für sie.
Der Freistaat hat zwar eine 200 Jahre alte Tradition – die humusreichen Lehmböden bilden optimale Voraussetzungen – doch im bundesweiten Vergleich zählt er mit etwa 400 Hektar nur als kleines Spargelgebiet. Die Anbaufläche wird aber künftig noch kleiner werden. Das sagen Karl-Walter Hecht und Jan Niclas Imholze voraus.
Der eine ist Vorstand der Agrargesellschaft Herbsleben AG, der andere Geschäftsführer des Spargelhofs Kutzleben. Sie leiten damit die größten Spargelbetriebe in Thüringen. Mit der Qualität des Spargels waren sie dank der Wetterbedingungen zufrieden, der Absatz lag letztlich rund zwanzig Prozent unter dem des Vorjahres. Teilweise sogar noch darunter, weil die Kunden
aus Kostengründen öfter zu ausländischer statt zu regionaler Ware gegriffen haben.
Während die Direktvermarktung in Hofläden und an Verkaufsständen noch gut war, hätte man gegen die Billigimporte aus Südeuropa oder Nordafrika in den Supermärkten keine Chance. Doch beide jammern deshalb nicht. Hecht sagt: „Natürlich war es keine gute Saison. Doch für uns ist es Normalität, mit wirtschaftlichen Gegebenheiten, mit der Natur zu leben.“Und da gebe es immer mal unvorhergesehene Einflüsse – wie in den letzten Wochen die Inflation. „Die Leute halten ihr Geld fest“, sagt Hecht.
Die Zurückhaltung kann auch Imholze nachvollziehen: „Jede Investition hinterfragt man derzeit.“Die Konsumfreude sei ja in fast allen Branchen rückläufig. „Statt wie sonst drei oder vier Mal Spargel zu kaufen, wird das eben jetzt nur ein Mal gemacht.“Er geht davon aus, dass der Spargelanbau deutschlandweit künftig zurückgefahren wird, zumal ab nächster Saison der Mindestlohn von 12 Euro greift. „Da kommen nochmals deutliche höhere Ausgaben hinzu.“Hecht spricht von einer sehr „lohnintensiven Kultur“, die Ernte ist teuer, wobei die Verpflichtung von Saisonarbeitskräften kein Problem dargestellt hätte. Imholze geht davon aus, dass statt Spargel künftig auch im Freistaat Ersatzkulturen angebaut werden. Nicht unbedingt Gemüse, weil da viel Handarbeit notwendig ist, sondern vor allem Getreide.