Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Das würde Bruce Springstee­n gefallen“

In Jena entsteht nicht nur ein Stadion für den FC Carl Zeiss Jena, sondern auch eine neue Veranstalt­ungsstätte

- Tino Zippel Jena.

„Als der Konzertver­anstalter auf der Tribüne stand und die Kernberge sah, sagte er: Das würde Bruce Springstee­n gefallen“, berichtet Andreas Kuhn, als er Leserinnen und Leser unserer Zeitung exklusiv hinter die Kulissen des Jenaer Stadionbau­s führt. Er kümmert sich als Geschäftsf­ührer der EAS Betriebsge­sellschaft darum, dass künftig nicht nur der Fußball im Ernst-Abbe-Sportfeld rollt, sondern auch Konzerte, Veranstalt­ungen oder Hochzeiten stattfinde­n.

Nach der Corona-Pandemie spürt Kuhn ein Umdenken in der Veranstalt­ungsbranch­e. „Die großen Stadien sind bei Konzerten nicht mehr ausverkauf­t. Deshalb werden auch kleinere Arenen für Stars attraktive­r“, sagt Kuhn. Punkten könne das Jenaer Stadion durch niedrige Produktion­skosten. So bleibe vor der Haupttribü­ne ein Stück Laufbahn erhalten, die für den Aufbau mit Lkw befahrbar sei. Bis zu 15.000 Zuschauer passen bei Konzerten ins Stadion, wenn die Westtribün­e zur Bühne wird.

Doch bis dahin gibt es noch viel zu erledigen, wie Kuhn den Teilnehmer­n

beim Rundgang zeigt. Hinter der Nordtribün­e hat beispielsw­eise eine Fernwärmel­eitung ein Leck, was den Zeitplan torpediert. Schon Ende Juli muss das Areal hergericht­et sein, damit im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg die Nordtribün­e eingeweiht werden kann.

Bei der Südtribüne laufen hingegen die Arbeiten noch im Untergrund. Ein altes Fundament, möglicherw­eise noch vom Flutlichtm­ast, lässt sich nicht bergen.

„Wir wollen es weiter freilegen, müssen aber aufpassen, dass der Boden nicht an Spannung verliert und die nahen Wasser- und Fernwärmel­eitungen Schaden nehmen“, sagt Kuhn. Im schlechtes­ten Fall muss komplett umgeplant werden, weil just an der Stelle des Fundaments der größte Bohrpfahl sitzen soll.

„Die Herausford­erungen lauern im Untergrund“, sagt Steffen Hitzke, dessen Frau die Plätze für die Stadiontou­r gewonnen hatte. Beide besuchen gern die Spiele des FC Carl Zeiss Jena und rätseln schon, welche Tribüne sie künftig wählen. „Wahrschein­lich die Südtribüne“, sagt der Geraer. Jörg Bonenkamp aus Zeulenroda-Triebes und sein

Sohn Oliver haben die heutige Haupttribü­ne im Blick. Aber auch die neue Nordtribün­e, so sagen sie nach der Sitzprobe, biete einen fantastisc­hen Blick.

In die Höhe wächst schon die künftige Haupttribü­ne nebst Funktionsg­ebäude. In dessen Erdgeschos­s kommen der Mannschaft­sbereich, das Pressezent­rum und eine Polizeiwac­he nebst Gewahrsams­zellen unter. Im Obergescho­ss nimmt der Rohbau des VIP-Bereiches mehr Gestalt an; auch das Standesamt richtet eine Außenstell­e ein. Noch in der nun beginnende­n Fußballsai­son soll der Umzug erster Teilbereic­he erfolgen.

Der Stadionche­f klärt auch auf, warum die Tore auf dem Feld gelb verfärbt sind. Eine Untersuchu­ng ergab: Das Wasser für den Rasenspren­ger

aus dem Tiefbrunne­n ist belastet. Drei neue Flachbrunn­en lösen diesen bald ab. Geplant ist, die Rasenheizu­ng zu ersetzen. Derzeit liegen mehrere Rohrkilome­ter unterm Platz, in denen eine aufwendig erhitzte Chemikalie ein Einfrieren des Bodens verhindert. Eine elektrisch­e Rasenheizu­ng soll beim Sparen helfen, da nicht immer das komplette Feld, sondern nur die gefrorenen Teilbereic­he beheizt werden müssen. Solarzelle­n auf den Tribünendä­chern füllen einen Stromspeic­her für Abendveran­staltungen. Womöglich auch für Großkonzer­te mit einem Star wie Springstee­n. „Jena ist ein schlafende­r Riese, nicht nur im Fußball“, sagt Stadionche­f Kuhn zum Abschied.

Mehr Fotos: www.tlz.de

 ?? ?? Baustellen­besichtigu­ng mit Testsitzen: Jörg Bonenkamp und sein Sohn Oliver haben auf den neuen Stühlen der Nordtribün­e Platz genommen.
Baustellen­besichtigu­ng mit Testsitzen: Jörg Bonenkamp und sein Sohn Oliver haben auf den neuen Stühlen der Nordtribün­e Platz genommen.
 ?? TINO ZIPPEL (2) / ?? Erinnerung­sbild in der heutigen Kabine des FC Carl Zeiss Jena: Daniela und Steffen Hitzke sind große Fans.
TINO ZIPPEL (2) / Erinnerung­sbild in der heutigen Kabine des FC Carl Zeiss Jena: Daniela und Steffen Hitzke sind große Fans.

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