Thüringische Landeszeitung (Gera)
Der vielleicht beliebteste Song des Internets: 40 Jahre „Africa“
Der zweite Frühling des Toto-Hits von 1982 hält ungebrochen an
Vier Jahrzehnte auf dem Buckel, aber doch kein bisschen oll: Noch heute stehen auf kaum einer Party – ob Ü50-Sause oder Studentenfete – die Füße still, wenn mit der Zeile „I hear the drums echoing tonight“einer der größten Hits der 1980er seinen Anfang nimmt: „Africa“von der US-Rockband Toto.
Mit seinen mitreißenden Drums und jenem hymnischen Refrain hat sich der Song über die Jahrzehnte trotz mehrerer anderer Top-TenHits wie „Rosanna“zum Aushängeschild der Band entwickelt.
Vor 40 Jahren erscheint das 4:55Minuten-Stück zuerst als letztes Lied auf dem Grammy Album „IV“und wird später die erfolgreichste Single von Toto. Nach Angaben von GfK Entertainment am 25. Juni 1982 veröffentlicht, klettert der Song in Deutschland bis auf Platz 14. Er wird zudem der einzige Nummer-eins-Hit der Band in den USA.
„Ich ging auf eine katholische Jungenschule und viele der Lehrer waren als Missionare in Afrika tätig“, erklärte Gründungsmitglied und Texter David Paich einst dem „Guardian“die Entstehung des Textes. „Sie berichteten mir, wie sie die Dorfbewohner segneten, ihre Bibeln, ihre Bücher, ihre Ernten, und wenn es regnete, segneten sie den Regen.“„Ein weißer Junge versucht, ein Lied über Afrika zu schreiben“, erzählte der bereits gestorbene Schlagzeuger und Co-Writer Jeff Porcaro. „Aber da er noch nie dort war, kann er nur erzählen, was er im Fernsehen gesehen hat, oder woran er sich erinnert.“
Dass sich dabei etwa der Kilimandscharo plötzlich direkt neben der eigentlich Hunderte Kilometer entfernten Serengeti-Savanne befindet, passt dann auch wieder zum schrulligen Liedtext, den wohl niemand bis zum Schluss durchsteigen kann. Erst in den späten 1990ern besuchen Toto dann den Kontinent und spielen ihren Song in Südafrika. Lange Zeit ist „Africa“einer jener uncoolen 80er-Hits im Dudelradio, die einfach da sind. Weggespielt und verlegen weggelacht wie manch andere. Doch vor einigen Jahren nimmt der Ethno-Popsong richtig Fahrt auf – spätestens mit der Anschubhilfe der Serie „Stranger Things“, in deren erster Folge er 2016 landet und damit prominent ins Blickfeld der Millennials gerät.
Im Folgejahr gehört der Track in Großbritannien zu den am häufigsten gestreamten Songs. Doch dieses Revival ist mehr als nur Teil der 80er-Retrowelle. Hier ist keine ironische Brechung im Spiel, sondern meistens aufrichtige Hingabe.
Dazu zählt auch eine Installation des deutsch-namibischen Künstlers Max Siedentopf. In der Wüste Namib im Südwesten des afrikanischen Kontinents richtete er 2019 sechs Lautsprecher und einen MP3Player ein, der in Endlosschleife „Africa“abspielt. „Die Installation wird mit Solarbatterien betrieben, damit Toto bis in alle Ewigkeit läuft“, heißt es über das Projekt.
Ob die geheim gehaltene Ecke in Namibia noch immer beschallt wird, kann niemand wirklich sagen. Der Song selbst allerdings – soviel ist sicher – bleibt vorerst unverwüstlich. epd