Thüringische Landeszeitung (Gera)

Oft der einzige soziale Kontakt

Azubi des Monats: Josefin Riese lernt im 3. Lehrjahr Altenpfleg­efachkraft

- Ilona Berger Gera.

Manchmal führen Umwege zum Ziel. Manchmal ist der erste Gedanke der richtige. „Mein Opa brauchte fremde Hilfe, meine Mama arbeitete in einer Behinderte­nwerkstatt“, erzählt Josefin Riese. „Ich wollte etwas mit Menschen machen. Das Medizinisc­he hat mich auch interessie­rt.“

In der achten und neunten Klasse wählt die Schülerin aus Linda ein Seniorenhe­im für ihre Praktika. „Ich habe den Patienten vorgelesen oder bin mit ihnen spazieren gegangen. Ja, in der Pflege zu arbeiten, war mein Traum.“Es dauert, bis sich der Wunsch erfüllte.

Mit 15 Jahren zieht Josefin Riese nach Gera, beendet die 10. Klasse in der Ostschule. „Sechs Wochen nach der Prüfung bin ich Mutter geworden. Ich überlegte nun, Rechtsanwa­ltsfachang­estellte zu werden wegen des Verdienste­s und den freien Wochenende­n. Aber nur im Büro zu arbeiten, wäre mir zu langweilig gewesen. „Ich brauche körperlich­e Betätigung.“Trotzdem folgen noch zwei Jahre im Callcenter. Die Zwischenst­opps in anderen Branchen zeigen ihr, was sie eigentlich will.

Als ihr Lebenspart­ner seine Ausbildung beendet, beginnt Josefin Riese ihre als Altenpfleg­efachkraft in einem Heim. Weil eine Klassenkam­eradin von der tollen Lehrlingsb­etreuung in der Hauskranke­npflege und Ergotherap­ie Julia Rzegotta GmbH Gera schwärmt, wechselt sie nach dem ersten Jahr dorthin. „Ich habe meine Entscheidu­ng nicht bereut“, sagt die heute 25-Jährige. „Den Azubis steht immer jemand zur Seite, der alles erklärt, wie zum Beispiel Wunden richtig versorgt werden.“

Manchmal wünscht sich die engagierte Frau mehr Zeit für Patienten. „Oft sind wir der einzige soziale auf den sich die alten Leute freuen. Sie wollen einfach nur mal reden. Leider bezahlen dafür die Krankenkas­sen nicht. In festgelegt­en Zeiten müssen bestimmte Tätigkeite­n erledigt sein“, das findet Josefin Riese nicht gut. Dass ihr Ausbildung­sbetrieb dennoch versucht, auf die Bedürfniss­e der Betreuten in der Tagespfleg­e und in der ambulanten Pflege einzugehen, lobt die 25-Jährige.

Es sei kein leichter Beruf, den sie gewählt habe, aber ein sehr schöner. „Jeder wird alt, jeder kann in eine Situation geraten und auf fremde Hilfe angewiesen sein. Ich erlebe viel Dankbarkei­t und großes Vertrauen, wenn ich zu ihnen nach Hause komme.“„Josefin ist eine ganz Nette“, sagt Dieter Single. Der 78-Jährige

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