Thüringische Landeszeitung (Gera)

Urlaubern droht Streikchao­s

Kabinenper­sonal von drei Fluglinien und Reinigungs­kräfte legen auf Mallorca die Arbeit nieder

- Ralph Schulze Palma.

Der Inseltraum könnte so schön sein. Die Sommerferi­en nahen, Mallorca kann kommen. Doch schon die Anreise im Flugzeug könnte schwierig werden: Das Kabinenper­sonal von gleich drei Billigflug­linien kündigte Streiks an – mitten in der Urlaubssai­son.

Es droht Chaos auf Mallorcas Airport, zumal auch die Putzkräfte die Arbeit niederlege­n. Schon an diesem Freitag ist der erste Streiktag, an dem die in Spanien stationier­ten Ryanair-Flugbeglei­ter am Boden bleiben wollen. Fünf weitere Arbeitskam­pftage folgen – am 25., 26. und 30. Juni sowie am 1. und 2. Juli.

Bei Easyjet und der Ryanair-Tochter Lauda Europe stehen im Juli auf Mallorca und den übrigen Spanienstr­ecken ebenfalls Streiks für höhere Löhne und bessere Arbeitsbed­ingungen an: Bei Easyjet sind der 1., 2., 3., 15., 16., 17., 29., 30. und 31. Juli betroffen. Bei Lauda Europe wird jeweils an den Juliwochen­enden gestreikt – und zwar konkret am 2., 3., 9., 10., 16., 17., 23., 24., 30. und am 31. Juli.

Der Arbeitskam­pf trifft nicht nur Tausende Mallorcare­isende, sondern er dürfte auch den Betrieb in anderen Ferienflug­häfen wie Teneriffa, Alicante, Valencia, Barcelona oder Sevilla stören. Spaniens Regierung ordnete zwar eine Mindestver­sorgung an, wonach 50 bis 80 Prozent der Ryanair-Flüge garantiert werden müssen. Doch ob das eingehalte­n wird, ist nach den Erfahrunge­n der Vergangenh­eit mehr als unsicher.

Das Verkehrsmi­nisterium berechnete die Mindestver­sorgung anhand der Auslastung der Flieger von Ryanair im Vormonat Mai. Bei internatio­nalen Ryanair-Flügen nach und von Palma aus gab es etwa im Mai rund 450.000 Passagiere bei einem Sitzplatza­ngebot von 539.000.

Nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen europäisch­en Ländern sind viele Ryanair-Mitarbeite­r sauer. Sie werfen Airline-Boss Michael Kevin O’Leary vor, Arbeitsbes­timmungen und gesetzlich­e Mindestlöh­ne nicht einzuhalte­n. Deswegen sind in diesen Tagen auch die Flugbeglei­ter in Portugal, Frankreich, Italien und Belgien auf den

Barrikaden, wo es ebenfalls zu Arbeitsnie­derlegunge­n kommt.

Auf Mallorcas internatio­nalem Airport will von Juli an zudem das Reinigungs­personal den Besen ruhen lassen. Von früheren Putzausstä­nden weiß man, was das bedeuten kann: Der Flughafen in Palma, auf dem jetzt im Sommer täglich mehr als 100.000 Urlauber abgefertig­t werden, könnte sich in eine einzige Müllhalde verwandeln. Auch die Toiletten werden dann üblicherwe­ise nicht mehr geputzt.

Aber es könnte noch schlimmer kommen: Die spanischen Fluglotsen drohen ebenfalls mit Arbeitsnie­derlegunge­n. Spaniens Flugverkeh­rskontroll­eure beklagen Überlastun­g und Personalma­ngel.

Unter Spanienrei­senden ruft die

Streikwell­e bei den Low-Cost-Airlines zwiespälti­ge Reaktionen hervor. „Wer billig fliegt, der hat auch unterbezah­ltes Personal – und das muss sich ändern“, schreibt ein Mallorca-Urlauber im sozialen Netzwerk Facebook. Andere ärgert, dass der Ausstand in die Ferienzeit fällt. „Guter Lohn ist ja schön, aber wer sind die Leidtragen­den: die Urlauber“, kommentier­t ein anderer Inselfan.

Die Gewerkscha­ften bitten die Passagiere um Verständni­s und sprechen von eklatanten Missstände­n bei Ryanair, Easyjet und Lauda Europe. „Die Kabinenmit­arbeiter bei Ryanair sind Arbeiter dritter Klasse“, klagt die Arbeitnehm­ervertretu­ng Uso. „Unsere Rechte werden nicht respektier­t.“Ryanair sei die einzige internatio­nale Fluggesell­schaft in Spanien ohne Flächentar­ifvertrag.

Wie niedrig die gezahlten Löhne sind, macht Uso am Beispiel von Easyjet deutlich. „Im Moment bekommen die Easyjet-Mitarbeite­r in Spanien einen Basislohn von 950 Euro.“Das seien 850 Euro weniger, als die Flugbeglei­ter in Deutschlan­d oder Frankreich erhalten.

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IMAGO Überfüllun­g am Flughafen von Palma ist programmie­rt.

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