Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ringen um beitragsfreies Kita-Jahr
Linke will das dritte Kindergartenjahr ohne Gebühr schon 2023. Grüne und SPD skeptisch
Die Minderheitskoalition in Thüringen ringt um Entlastung für Familien. Die Linke-Fraktion bringt die Beitragsfreiheit für drei Kindergartenjahre bereits als Projekt mit Priorität in Stellung. Derzeit müssen Eltern für das letzte und vorletzte Jahr keine Gebühren bezahlen.
Jetzt will die Linke mehr, muss davon aber noch SPD und Grüne überzeugen. Linke-Fraktionschef Steffen Dittes sagt auf Anfrage dieser Zeitung: „Drei beitragsfreie Kindergartenjahre haben für uns oberste Priorität.“Er nennt zwei Gründe dafür: „Die Einführung des dritten beitragsfreien Kindergarten-Jahres gewinnt durch die hohen Belastungen für die Familien noch einmal deutlich an Bedeutung“, so Dittes. Die finanzielle Entlastung komme sofort bei denen an, die derzeit besonders belastet seien – beispielsweise durch die explodierenden Lebensmittelund Energiepreise.
Durchschnittlich 1300 Euro kostet in Thüringen ein Kindergartenplatz im Jahr. Dabei schwanken die Elternbeiträge erheblich und können in manchen Kommunen deutlich mehr als 300 Euro monatlich betragen.
Dass die Linke mit ihrem erneuten Vorstoß, der wegen der CoronaPandemie verschoben wurde, noch dicke Bretter bohren muss, zeigen die Reaktionen der Koalitionspartner von SPD und Grünen.
Thomas Hartung, bildungspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Landtag, kann sich nicht vorstellen, dass ein drittes beitragsfreies Kindergartenjahr bereits 2023 Realität wird. „Aus unserer Sicht ist es zunächst das Wichtigste, die verfügbaren Haushaltsmittel in die Qualitätsverbesserung zu investieren“, sagt Hartung.
Ein drittes beitragsfreies Kindergartenjahr hält der SPD-Politiker erst dann für möglich, wenn die Betreuungsschlüssel in den Kindergärzum
Die Einführung des dritten beitragsfreien Kindergarten-Jahres gewinnt durch die derzeit hohen Belastungen für Familien noch einmal deutlich an Bedeutung. Steffen Ditte, Linke-Fraktionschef
ten vereinheitlicht sind. Das solle in zwei Schritten bis August 2024 erfolgen. „Gleichzeitig halten wir am Grundsatz der gebühren- und beitragsfreien Bildung von der Kita bis
Hochschulabschluss fest und können uns das dritte beitragsfreie Jahr in einem zweiten oder dritten Schritt auch vorstellen, falls es die Haushaltslage dann zulässt“, macht der Sozialdemokrat klar.
Auch die Grüne-Fraktion lenkt den Blick auf eine verbesserte Betreuungsqualität. „Hier sind die Bedarfe einfach am größten“, sagt Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich. Die Pandemie habe den Personalmangel noch einmal offenbart. „Hier sollten wir also eher ansetzen und den Betreuungsschlüssel vereinheitlichen“, sagt sie.
Argumente, die auch Steffen Dittes nachvollziehen kann. Er will das Thema allerdings im Dreiklang praxisintegrierte Ausbildung, Qualitätssteigerung durch einheitliche Personalschlüssel und mehr Beitragsfreiheit mit SPD und Grünen diskutieren und hofft darauf, „dass man sich diesen Argumenten nicht verschließen“kann und mehr Beitragsfreiheit schon 2023 real wird.