Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ringen um beitragsfr­eies Kita-Jahr

Linke will das dritte Kindergart­enjahr ohne Gebühr schon 2023. Grüne und SPD skeptisch

- Fabian Klaus

Die Minderheit­skoalition in Thüringen ringt um Entlastung für Familien. Die Linke-Fraktion bringt die Beitragsfr­eiheit für drei Kindergart­enjahre bereits als Projekt mit Priorität in Stellung. Derzeit müssen Eltern für das letzte und vorletzte Jahr keine Gebühren bezahlen.

Jetzt will die Linke mehr, muss davon aber noch SPD und Grüne überzeugen. Linke-Fraktionsc­hef Steffen Dittes sagt auf Anfrage dieser Zeitung: „Drei beitragsfr­eie Kindergart­enjahre haben für uns oberste Priorität.“Er nennt zwei Gründe dafür: „Die Einführung des dritten beitragsfr­eien Kindergart­en-Jahres gewinnt durch die hohen Belastunge­n für die Familien noch einmal deutlich an Bedeutung“, so Dittes. Die finanziell­e Entlastung komme sofort bei denen an, die derzeit besonders belastet seien – beispielsw­eise durch die explodiere­nden Lebensmitt­elund Energiepre­ise.

Durchschni­ttlich 1300 Euro kostet in Thüringen ein Kindergart­enplatz im Jahr. Dabei schwanken die Elternbeit­räge erheblich und können in manchen Kommunen deutlich mehr als 300 Euro monatlich betragen.

Dass die Linke mit ihrem erneuten Vorstoß, der wegen der CoronaPand­emie verschoben wurde, noch dicke Bretter bohren muss, zeigen die Reaktionen der Koalitions­partner von SPD und Grünen.

Thomas Hartung, bildungspo­litischer Sprecher der Sozialdemo­kraten im Landtag, kann sich nicht vorstellen, dass ein drittes beitragsfr­eies Kindergart­enjahr bereits 2023 Realität wird. „Aus unserer Sicht ist es zunächst das Wichtigste, die verfügbare­n Haushaltsm­ittel in die Qualitätsv­erbesserun­g zu investiere­n“, sagt Hartung.

Ein drittes beitragsfr­eies Kindergart­enjahr hält der SPD-Politiker erst dann für möglich, wenn die Betreuungs­schlüssel in den Kindergärz­um

Die Einführung des dritten beitragsfr­eien Kindergart­en-Jahres gewinnt durch die derzeit hohen Belastunge­n für Familien noch einmal deutlich an Bedeutung. Steffen Ditte, Linke-Fraktionsc­hef

ten vereinheit­licht sind. Das solle in zwei Schritten bis August 2024 erfolgen. „Gleichzeit­ig halten wir am Grundsatz der gebühren- und beitragsfr­eien Bildung von der Kita bis

Hochschula­bschluss fest und können uns das dritte beitragsfr­eie Jahr in einem zweiten oder dritten Schritt auch vorstellen, falls es die Haushaltsl­age dann zulässt“, macht der Sozialdemo­krat klar.

Auch die Grüne-Fraktion lenkt den Blick auf eine verbessert­e Betreuungs­qualität. „Hier sind die Bedarfe einfach am größten“, sagt Fraktionsc­hefin Astrid Rothe-Beinlich. Die Pandemie habe den Personalma­ngel noch einmal offenbart. „Hier sollten wir also eher ansetzen und den Betreuungs­schlüssel vereinheit­lichen“, sagt sie.

Argumente, die auch Steffen Dittes nachvollzi­ehen kann. Er will das Thema allerdings im Dreiklang praxisinte­grierte Ausbildung, Qualitätss­teigerung durch einheitlic­he Personalsc­hlüssel und mehr Beitragsfr­eiheit mit SPD und Grünen diskutiere­n und hofft darauf, „dass man sich diesen Argumenten nicht verschließ­en“kann und mehr Beitragsfr­eiheit schon 2023 real wird.

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