Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wagner rennt wie der Teufel
Thüringens neuer Spitzen-Sprinter holt sich 100-Meter-Silber und die Tickets für WM und EM
Scharf rangegangen ist Julian Wagner an die Aufgabe im Olympiastadion. Im Meisterschaftsfinale über 100 Meter demonstrierte der Erfurter Sprinter Stärke und erfüllte mit Platz zwei seine Erwartungen. Jubelnd ballte der 24 Jahre alte Thüringer die Fäuste, als er in 10,12 Sekunden nur knapp hinter dem neuen Titelträger Owen Ansah (10,09) ins Ziel gestürmt war. Auf den Rängen waren auch Bob-Olympiasieger Mariama Jamanka und Vorgänger Julian Reus, der in Berlin offiziell verabschiedet wurde, begeistert.
„Ich bin superzufrieden mit dem Platz und der Zeit. Zumal ich aus dem vollen Training heraus gestartet war“, sagte Wagner. „Ich habe es auch gezeigt, wenn es drauf ankommt“, so Wagner, der nun bei der WM und der EM gesetzt ist. „Ich werde wohl auch im Einzel starten, denn auch ohne WM-Norm bin ich im weltweiten Ranking derzeit bester Deutscher“, freut sich Wagner auf die ersten großen internationalen Auftritt in diesem Sommer.
Vor dem Auftritt im geliebten Berliner Olympiastadion gab es wieder Pizza. „Ich hatte diesmal eine teuflisch scharfe Diavolo“, lachte Wagner, der vorm Start am Samstag lange warten musste. Eine Gewitterwarnung veranlasste die Organisatoren zu einer 40-minütigen Unterbrechung, obwohl kein Blitz und kein Regentropfen die Arena traf. „Ich habe im Callroom die Muskeln ein wenig gelockert und ein getrocknete Mangostreifen gegessen“, berichtete Wagner, der danach zum dritten Mal in dieser Saison 10,12 Sekunden sprintete. „In München bei der Heim-EM geht es vielleicht noch ein bisschen schneller“, will der Mechatroniker in Ausbildung in dieser Saison noch eine neue Bestzeit
(bisher 10,11) aufstellen. Trainer Tobias Schneider wartete am Abend noch etwas länger vor dem Olympiastadion. Wagner musste zur Dopingkontrolle. „Der Trainingsplan geht in diesem Jahr voll auf. Für Julian hat die Saison mit Berlin eigentlich erst richtig begonnen“, erwartet Schneider noch tolle Rennen von seinem „pflegeleichten“fleißigen Schützling.
Für die anderen Thüringer Starter, außer Speerwurf-Vizemeister Maurice Voigt, war nichts zu holen. Kevin Brucha kam im Weitsprung mit 7,21 m auf Rang sieben. 800-mLäufer Tobias Rex und 400-m-Läufer Malte Stangenberg schieden in ihren Vorläufen aus. Alina Schönherr (Schmölln) musste über 800 m wegen einer hartnäckigen Erkältung passen. Ärgerlich war vor allem der Ausfall von Lukas Peter aus Jena wegen einer vor zwei Wochen erlittenen Fußverletzung. Über seine 400-m-Hürden-Distanz hätte ein Peter in Normalform sogar deutscher Meister werden können.