Thüringische Landeszeitung (Gera)
Perlen im zerkratzten Antlitz
Was in der Zschochernstraße im Herzen Geras passiert. Zwischen Bauruinen und schmucken Häusern
Die Sonne lacht die hässliche Seite auf der Zschochernstraße weg, wo Gebäude verfallen. „Fürchterlich sehen manche Häuser aus“, sagt Heidrun Just. „Warum tut sich hier nichts? Schon die obere Sorge sieht nicht einladend aus und setzt sich hier fort. Das Gesicht der Stadt wird immer mehr zerkratzt.“Aber es gibt nicht nur Stillstand.
Die Tann Capital AG wird in der Zschochernstraße zwei Objekten zu einem neuen Antlitz verhelfen. „Nummer 13 und das Eckhaus Uhlandstraße Nummer 15 standen zum Verkauf. Im Juli 2017 haben wir beide Gebäude erworben“, sagt der Geschäftsführer Thomas Smektalla. „Wir möchten beweisen, dass es mit privater Initiative möglich ist, auch fast vergessene Lagen zu entwickeln, ohne Fördermittelgeber oder andere Träger.“Beim jüngsten Vorhaben des Unternehmens werden die zwei Häuser zusammengelegt, die einstigen Läden umgebaut. Auch im Erdgeschoss lasse sich so attraktiver Wohnraum schaffen, erklärt der Unternehmer. Die großen Schaufenster bleiben erhalten. Vier hochwertige Eigentumswohnungen sind dann auf vier Etagen aufgeteilt. „Weil das Ensemble unter Schutz steht, haben wir uns auch mit der Denkmalbehörde abgestimmt. Jetzt im Sommer soll Baustart für das Projekt sein.“Ausschließlich mit regionalen Firmen werde zusammengearbeitet. Das Investitionsvolumen liege bei 1,7 Millionen Euro. „Wir schaffen ein Ankerobjekt, dass einen Dominoeffekt auslösen könnte. Wir wollen was bewegen“, betont Projektentwicklerin Carolin Prüfer.
150 vollbelegte Wohnungen und neun Gewerbeeinheiten gehören der TAG Wohnen & Service GmbH in der Zschochernstraße. „Eine Komplettsanierung in den Häusern 21 bis 37 erfolgte 2008 und in diesem Zuge die Neugestaltung des Wohnumfeldes mit 50 Autostellplätzen“, sagt Prokurist Claudius Oleszak. „Für diese Maßnahmen haben wir 4,5 Millionen Euro aufgebracht.“Teilsaniert wurden die Wohnungen in den Häusern 43 bis 47. Sie erhielten neue Fenster und Türen. In der Straße besitzt die TAG noch zwei Altbauten, Nummer 34 und 36. Sie wurden um 1900 errichtet. „Gegenwärtig stehen sie leer“, so Claudius Oleszak. „Wir bereiten gerade die Planung für die Sanierung vor. Im Laufe des nächsten Jahres soll eine Entscheidung getroffen werden. Es wird geprüft, ob die angedachten modernen Grundrisse mit der Statik einhergehen. Für Senioren und Familien wollen wir umbauen.“Klappt alles mit Ausschreibung, könnte Baustart 2023 sein. Die Straße birgt Potenzial für eine Belebung, ist sich der Prokurist sicher. Deshalb gäbe es mit dem Kooperationspartner Ja – für Gera Überlegungen, im Haus 25 (ehemaliger Supermarkt) quartierbezogene Angebote zu unterbreiten. Diese könnten die Offerten des Aktivtreffs, den die TAG Wohnen gemeinsam mit den Johannitern im Haus 37 betreibt, ergänzen.
Seit knapp einem Jahr führt Karsten Mühle den Glaspalast by Fetto Gino auf der Zschochernstraße 23. „Mein Café ist gut besucht, weil nicht nur der Standort passt“, sagt der Pächter. „Man muss als Gastronom den Leuten heutzutage was bieten, mit Aktionen locken und die Öffnungszeiten den Bedürfnissen der Gäste anpassen.“
Eine Perle im zerkratzen Antlitz ist das Café Rose in der Zschochernstraße 30. Die Eigentümer begrüßen am Sonntagnachmittag im idyllischen, liebevoll dekorierten Innenhof die Gäste zum Kaffeeklatsch. „Viele Stunden harter Arbeit stecken im Café und in der Sanierung unseres Hauses, das wir selbst bewohnen“, sagt Rosemarie Züge-Gutsche. „Es war in einen schlimmen Zustand, als wir es erworben haben. Ohne Eigeninitiative geht nichts mehr. Jeder muss was tun, damit die Stadt wieder lebt.“
Häuser auf dem Zschochern gehören auch der FAB Grundbesitz GmbH. Auf unsere Nachfrage, welche Gebäude das sind und welche Nutzung sie erfahren sollen, teilte uns Prokurist Stefan Fischer mit: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu Ihrer Anfrage nicht äußern möchten.“Klare Kante