Thüringische Landeszeitung (Gera)
Nach Rundfahrt Gold gezaubert
Hunderte Besucher beim Tag der offenen Tür der Wismut GmbH am Standort Seelingstädt
Die Neugier war groß. Also standen die Besucher Schlange und warteten schon vor 10 Uhr auf die Abfahrt der Busse. Es ging in die industrielle Absetzanlage (IAA) Culmitzsch, dem noch am längsten andauernden Großprojekt der Sanierung. Diese Rundfahrt mit drei Haltepunkten wollte sich Helmut Meier nicht entgehen lassen. Der 55-Jährige kam extra aus Leipzig angereist. „Mein Schwiegervater drängelte. Er arbeitete einst als Bergmann und wollte unbedingt zum Tag der offenen Tür der Wismut.“
Das Unternehmen lud am Samstag zum ersten Mal am Standort Seelingstädt nach zwei Jahren Pause ein. Erstmalig bestand auch die Möglichkeit, die IAA Helmsdorf und die dortige neue Wasserbehandlungsanlage zu besichtigen. „Ein phantastisches Programm haben die Chefs zusammengestellt“, urteilte Heiner Lauter aus Crimmitschau. „Dabei sein ist alles, wann bekommt man schon solche Einblicke in einem Betrieb geboten. Da ist es mir egal, ob die Sonne knallt oder nicht. Meine Mütze habe ich dank meiner Frau nicht vergessen.“
Arbeiten im Gessental sind abgeschlossen
Mit interessanten Fakten versorgte der technische Geschäftsführer der Wismut GmbH, Michael Paul, die Gäste bei seiner Begrüßung. Gegenwärtig sind knapp 400 der insgesamt 815 Mitarbeiter in Thüringen mit den Sanierungs- und Nachsorgearbeiten beschäftigt. Die Arbeiten im Ronneburger Gessental inclusive Gessenbach seien abgeschlossen. Begonnen haben die Arbeiten am Bauhof in der Paitzdorfer Straße. Der Schwerpunkt liege auf dem Betriebsteil Lichtenberg, unter anderem mit Rückbaumaßnahmen.
Erwachsene drängten sich auch bei den Führungen durch das Laborgebäude. Sie erfuhren unter anderem gut erklärt, was lonenchromatographie (Methode zur Trennung von geladenen Teilchen) ist und wie Radioaktivität untersucht wird.
Bei den jüngeren Besucher stand „Chemie für Kids“hoch im Kurs. Mit Schutzbrille und Arbeitsmantel durften die Mädchen und Jungen im Labor Salze bestimmen. Der 12jährige Hannes und sein jüngerer Bruder Timo aus Meerane waren mit Feuereifer bei der Sache. „Jetzt habe ich meinen Doktortitel verdient“, rief der Neunjährige nach dem Ende des Experimentes. Laborvorarbeiterin Annett Schneller, die diese Station betreute: „An die 20.000 Analysenbestimmungen von Proben aus den Wasserbehandlungsanlagen führen wir hier im Jahr durch.“
Durch nichts ließen sich die Kinder bei einem Detektivauftrag stören. Sie mussten herausfinden, warum der Teich von Bauer Max über Nacht rot geworden ist und wer ihn verschmutzt hat. Als Belohnung erhielte sie das „Diplom – kleine Forscher“und ein Reagenzglas mit grünem Inhalt. „Ich fand das geil“, ließ
Manuel aus Heukewalde seiner Freude freien Lauf.
An einer anderen Station verblüfften Laborleiterin Helga Nürnberger und Chemielaborant Tom Möller, der assistierte, die Kinder und Erwachsenen mit chemischen Kunststücken. Die Experten zauberten Elefantenzahnpasta und einen Vampireisbahner. Ein angezündeter 50-Euro-Schein ging nicht in Flammen auf. Und die beiden „Alchimisten“wagten sich sogar an die Goldherstellung. Ein vorwitziger Knirps behauptete: „Ich habe Katzengold.“Nils Tauber aus Scharfenstein druckste ein bisschen: „Wenn ich dürfte, würde ich das alles zu Hause ausprobieren.“Dabei schaute der Zehnjährige verschmitzt seinen Papa an.
An den Ständen auf dem Freigelände gaben die Mitarbeiter der Wismut Auskunft über ihre Tätigkeit. Die Markscheiderei präsentierte Messtechnik wie Drohne und Laserscanner. Bei Geotechnik und Bodenmechanik erfuhren Interessierte wie die Körnung des Bodens ist. Strahlenschutz war auch ein Thema.
Wer wollte, konnte mit einem Führer über die IAA Trünzig wandern.