Thüringische Landeszeitung (Gera)
Raketenangriff auf Einkaufszentrum
Tote und Verletzte in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk. Auch Kiew und Odessa erneut unter Beschuss
Bei dem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der Zentralukraine sind nach jüngsten ukrainischen Angaben mindestens zehn Menschen getötet worden. Außerdem seien mehr als 40 Menschen verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, am Montag mit. Der Angriff ereignete sich in Krementschuk, etwa 250 Kilometer südöstlich von Kiew.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor von „mehr als tausend Menschen“gesprochen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Einkaufszentrum aufgehalten hätten. „Das Einkaufszentrum steht in Flammen und die Rettungskräfte bekämpfen den Brand“, schrieb Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte ein Video, das einen brennenden Gebäudekomplex sowie Rettungsdienste und Feuerwehrwagen zeigte.
„Der Raketenbeschuss von Krementschuk traf einen belebten Ort, der nichts mit den Kämpfen zu tun hat“, schrieb der Bürgermeister der Stadt, Vitali Maletsky, im Onlinenetzwerk Facebook.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde das Einkaufszentrum von Kh-22-Anti-Schiffsraketen getroffen, die von der russischen Region Kursk aus abgefeuert worden waren. Gouverneur Lunin warf den russischen Truppen „Kriegsverbrechen“und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“vor.
„Die Welt ist entsetzt über den heutigen Raketenangriff Russlands“, schrieb US-Außenminister Antony Blinken im Onlinedienst Twitter. „Wir werden unsere ukrainischen Partner weiterhin unterstützen und Russland, einschließlich der Verantwortlichen für die Gräueltaten, zur Rechenschaft ziehen.“Der britische Premierminister Boris Johnson attestierte Russlands Präsident Wladimir Putin „abgrundtiefe Grausamkeit und Barbarei“. Putin bewirke damit jedoch nur, dass die Entschlossenheit Großbritanniens und der anderen G7-Länder gestärkt werde, die Ukraine „so lange wie nötig“zu unterstützen. UN-Sprecher Stéphane Dujarric erinnerte daran, dass die Kriegsparteien laut internationalem Recht zum Schutz von Zivilisten und ziviler Infrastruktur verpflichtet sein.
Bereits am Wochenende hatte die Ukraine eine deutliche Ausweitung russischer Raketenangriffe auf das Land gemeldet. In der Nacht zum Montag gab es auch Raketeneinschläge im Gebiet Odessa. Mindestens sechs Menschen wurden dabei schwer verletzt. Die Rakete sei von einem russischen strategischen Bomber des Typs Tu-22 abgefeuert worden, teilte das ukrainische Wehrkommando Süd am Montag mit. „Wegen des Einschlags im Wohnviertel einer zivilen Siedlung sind mehrere Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude auf einer Fläche von etwa 500 Quadratmetern zerstört und in Brand gesetzt worden“, heißt es. Unter den Opfern ist den Behördenangaben nach auch ein Kind. Raketenangriffe gab es auch in Tschernihiw und Kiew. Aus dem Süden, im Gebiet Cherson, meldet der Generalstab ebenfalls russische Artillerieangriffe.
Derweil hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben westlich von Lyssytschansk russische Angriffe zurückgeschlagen und damit eine Einkesselung der Großstadt im Osten verhindert. „Nahe Werchnjokamjanka haben die Verteidigungskräfte dem Feind erhebliche Verluste zugefügt und ihn zum Rückzug gezwungen“, teilte der ukrainische Generalstab mit. afp/dpa