Thüringische Landeszeitung (Gera)

Gefangene in Belarus bittet um Gnade

Sofia Sapega entschuldi­gt sich für Kritik an der Lukaschenk­o-Regierung

- Minsk.

In Belarus hat eine prominente Regierungs­kritikerin Machthaber Alexander Lukaschenk­o nach einem Jahr Haft um eine Begnadigun­g gebeten. Die gebürtige Russin Sofia Sapega war im Mai vergangene­n Jahres bei der erzwungene­n Landung einer europäisch­en Passagierm­aschine in Minsk festgenomm­en worden.

In dem Gnadengesu­ch schrieb sie nach einem Bericht des russischsp­rachigen Dienstes der BBC vom Montag, ihre opposition­elle Tätigkeit sei „Jugend und Dummheit“geschuldet gewesen. Inzwischen habe sie „Rechtswidr­igkeit und Illegitimi­tät vollständi­g eingesehen“. Unklar blieb, unter welchen Bedingunge­n das Schreiben in der Haft zustande kam.

Sapega war im Mai von der Justiz des autoritär regierten Landes zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie im Messengerd­ienst Telegram einen opposition­ellen Kanal betrieb. Ihre Festnahme – zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefä­hrten Roman Protassewi­tsch – hatte internatio­nal Aufsehen erregt.

Die beiden waren in einer Maschine der Fluggesell­schaft Ryanair zu einem innereurop­äischen Flug unterwegs, die über belarussis­chem Gebiet zur Landung genötigt wurde. Die Europäisch­e Union verhängte deshalb eine Luftraumsp­erre gegen Belarus.

Aus der Haft hatte zuvor schon Protassewi­tsch, ehemaliger Chefredakt­eur des opposition­ellen Telegram-Kanals Nexta, seine Kritik an Dauermacht­haber Lukaschenk­o widerrufen und sich entschuldi­gt. Beobachter führen den vermeintli­chen Sinneswand­el auf massiven Druck der Behörden zurück. Lukaschenk­o hatte sich im Sommer 2020 zum sechsten Mal zum Präsidente­n wählen lassen, was zu landesweit­en Protesten führte. Die Wahl wird wegen mutmaßlich­er Manipulati­onen internatio­nal nicht anerkannt. afp

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AFP Sofia Sapega im Mai 2021 auf ihrem Telegram-Kanal.

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