Thüringische Landeszeitung (Gera)
Vor 20 Jahren: Aus für das „Milliardengrab“mit DDR- Geld
Bei 1200 Grad verglühte 2002 das Geld, das jahrzehntelang Zahlungsmittel war. Ein Höhlensystem im Vorharz war zu unsicher geworden
„Diese beeindruckenden Bilder werde ich wohl nie vergessen. Bis hoch unter die Decke lagerten Millionen von Banknoten“, beschreibt Christine Volk von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die einstige Schatzhöhle in den Halberstädter Thekenbergen.
In den unterirdischen Gewölben sollten die Geldscheine, die ab 1. Juli 1990 mit Einführung der D-Mark in Ostdeutschland kein gültiges Zahlungsmittel mehr waren, verrotten. „Der größte Teil des Papiergeldes wirkte druckfrisch“, erinnert sich die KfW-Sprecherin. Verborgen vor der Öffentlichkeit hatte die DDR-Staatsbank die Banknoten 1990/1991 unter Tage eingelagert. Der Schatz wurde eingemauert und eingeschlämmt. Ein Gutachten gab an, dass sich das Geld in den Stollen in einem überschaubaren Zeitrahmen gleichsam auflösen würde.
2001 tauchten Geldscheine auf dem Sammlermarkt auf, nie emittiert und druckfrisch. Eine Prüfung durch die KfW – als Rechtsnachfolgerin der Staatsbank der DDR für das „Milliardengrab“unter den Thekenbergen verantwortlich – ergab, dass diese Banknoten aus Halberstadt stammten und sich Diebe durch offene Lüftungsschächte illegal Zutritt zu den Stollen verschafft hatten. Als zwei Männer am 28. Juli 2001 von einem Wächter auf frischer Tat gestellt wurden, befanden sich auffällig viele 200-Mark- und 500-Mark-Scheine in der aufgefundenen Diebesbeute. Diese Banknoten, die 1985 in der DDR gedruckt wurden, aber nie in Umlauf gelangten, haben für Sammler einen hohen Wert. Die KfW befürchtete weitere Einbrüche und entschied sich für eine rasche Beseitigung des riesigen Geld-Lagers. „Wir wollten verhindern, dass die Thekenberge Ziel von Abenteuerausflügen werden“, sagte Christine Volk, die die Auflösung des „Milliardengrabes“zwischen April und Juni 2002 begleitete. In jenen drei Monaten wurde das einstige Zahlungsmittel in einer Abfallvernichtungsanlage bei Helmstedt nach und nach verbrannt.
Bis Ende Juni 2002 transportierten täglich sechs Container-Fahrzeuge durch den Harz ins niedersächsische Buschhaus. Die Banknoten wurden nach dem Ausladen geschreddert und mit anderen Restabfällen vermischt. Bei 1200 Grad im Kessel verglühte das Geld, das mehr als 40 Jahre lang Zahlungsmittel für rund 17 Millionen Menschen zwischen Ostsee und Thüringer Wald war, nahezu restlos. dpa