Thüringische Landeszeitung (Gera)
Frauen bleiben kämpferisch
Noch ist für die Nordischen Kombination nicht alles verloren. Hoffnung auf Olympia-Gastgeber
Als Cindy Haasch am Samstag beim Mädchen-Camp in ihrer Heimat Ruhla zuschaute, da hatte sie vor Freude und vor Enttäuschung heulen können. Einen Tag zuvor hatte das IOC beschlossen die Frauen in der Nordischen Kombination nicht zu Olympia 2026 in Mailand und Cortina zuzulassen.
„Mit 20 Thüringer Mädchen, die gern Kombiniererin werden wollen, hatten wir eine Resonanz wie nie zuvor. Doch was soll ich ihnen sagen, wenn wir bei Olympia nicht starten dürfen“, sagte die erst 17 Jahre alte Weltcupstarterin.
Haasch brauchte am Freitagabend wie ihre Schmiedefelder Teamkollegin Maria Gerboth (20) viel Trost. „Ich bin schockiert. Es ist unfair und beschissen“, übte Geboth Kritik am IOC. Haasch meinte: „Ich habe das noch gar nicht richtig realisiert.“Doch ihre Eltern und Trainer Marko Frank hätten ihr Mut gemacht. „Meine Frauen bleiben jetzt kämpferisch“, sagte Frank. Haasch wolle die Motivation für das Training erstmal aus den Weltcups, wo die Damen in ihre zweite richtige Saison gehen, und aus der WM 2023 in Planica ziehen.
Kolleginnen wechseln zum Skilanglauf oder Skispringen
Haasch und Gerboth rechnen durchaus damit, dass die eine oder andere Kollegin zum Skilanglauf oder Skispringen, das 2026 ein olympisches Einzel auch auf der Großschanze bekommt, wechselt. „Für mich kommt das nicht infrage. Ich habe bewusst den Reiz der Kombination gewählt“, sagte Haasch.
Trainer Frank verbreitet etwas Hoffnung für seine Disziplin. Auch für 2026. „Nachdem Skibergsteigen fest aufgenommen wurde, steht die Frauen-Noko jetzt auf Platz eins im Ranking der Demonstrationssportarten“, so der ehemalige Oberhofer Kombinierer. Der Gastgeber hat das Recht, drei Disziplinen auszuwählen. „Da die Italienerinnen in der Kombination nicht schlecht sind, habe ich Hoffnung. Im Skispringen hat der Damen-Durchbruch auch etwas länger gedauert“, so Frank.
Sein Kollege Ronny Ackermann schaut schon mal weiter voraus. „Bis 2030 muss sich die Nordische Kombination selbst reformieren. Biathlon ist hier ein Beispiel“, sagte der Ex-Weltmeister. So sollte man mehr als die besten 55 Sportler der Weltrangliste für die Staffel zulassen. „Das würde die Vielfalt der Staaten erhöhen. Zwei oder drei dominante Nationen in einer Sportart sind nie gut. Die kleineren Länder brauchen mehr Möglichkeiten zu starten“, findet Ackermann.
Der Oberhofer Coach wäre aus Gründen der Nachhaltigkeit in Zeiten globaler Erwärmung auch für gemeinsame Weltcup-Wochenenden der Nordischen an einem Ort. „Das gute an der unerfreulichen Entscheidung ist, dass wir bis 2030 etwas Zeit haben, die Reformideen umzusetzen“, meinte Ackermann.