Thüringische Landeszeitung (Gera)

Thüringer Windfriede­n auf der Kippe

Rot-Rot-Grün drängt die Union, sich beim Verbot von Windkraft im Wald zu bewegen

- Elmar Otto

Vor dem heutigen Treffen der Fachpoliti­ker von Linke-, SPD- und Grünen-Fraktion mit ihren CDUKollege­n ist weiter keine Einigung beim angestrebt­en Thüringer „Windfriede­n“in Sicht. Vor allem beim Bau von Windkrafta­nlagen im Wald sind die Fronten verhärtet.

„Das Verbot von Windkrafta­nlagen im Wald ist für die Thüringer Union nicht verhandelb­ar“, betonte der Generalsek­retär der Thüringer CDU, Christian Herrgott, im MDR.

Für den Linke-Energiepol­itiker Markus Gleichmann bleibt es dagegen bei der Grundvorau­ssetzung, dass sich die CDU beim Thema Wind im Wald bewegt. „Daran hat sich nichts geändert“, sagte Gleichmann dieser Zeitung.

Im 2019 vom Landtag verabschie­deten Thüringer Waldgesetz ist das Verbot von Windkraft im Wald festgeschr­ieben. Das Gesetz soll aber 2023 überprüft werden.

„Als das Waldgesetz verschiede­t wurde, gab es den Großteil der Kalamitäts­flächen noch gar nicht“, sagte der SPD-Abgeordnet­e Denny Möller dieser Zeitung. Er spricht sich für eine Analyse aus, um das Potenzial für Windkraft geeigneter Waldfläche­n herauszufi­nden, die beispielsw­eise durch Borkenkäfe­rbefall oder Sturm geschädigt sind.

Auch aus der CDU-Fraktion heißt es inzwischen, der Energiebed­arf der Glasindust­rie in der Rennsteigr­egion solle perspektiv­isch durch regenerati­ve Energien gedeckt werden. Und dazu gehöre neben Sonnenener­gie, Biomasse und Geothermie auch die Windkraft. Waldfläche­n seien damit aber erst mal nicht gemeint, erklärte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer, Andreas Bühl, auf Anfrage.

„Mittelfris­tig werden wir die Windkraft im Wald definitiv brauchen, um die Vorgaben des Bundes zu erfüllen“, sagte die Grünen-Parlamenta­rierin Laura Wahl.

Ihr Parteifreu­nd, Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck, will, dass die Länder im Grundsatz weiter Mindestabs­tände zur Wohnbebauu­ng bis zu 1000 Meter festlegen können. Sie müssen aber sicherstel­len, dass sie gesetzlich vorgegeben­e Flächenzie­le erreichen. Im Freistaat sollen bis 2026 demnach 1,8 Prozent der Fläche für Windkraft verfügbar sein, bis 2032 sogar 2,2 Prozent. Davon ist Thüringen mit 0,4 Prozent weit entfernt.

Das Gleiche gilt für Sachsen (0,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (1,08 Prozent). Zum Ende des ersten Quartals waren in Thüringen 847 Windkrafta­nlagen in Betrieb, in Sachsen 866 und in Sachsen-Anhalt 2837. Deutschlan­dweit wurden 28.204 Windräder gezählt. Aber der Ausbau läuft nur schleppend. In Sachsen sind laut Bundesverb­and Windenergi­e im ersten Halbjahr 2022 nur zwei neue Anlagen errichtet worden, in Thüringen fünf und in Sachsen-Anhalt sechs.

Rot-Rot-Grün und CDU wollen trotz anhaltende­r Kontrovers­e bis zur Landtagssi­tzung Mitte Juli eine Einigung erzielen.

Als das Waldgesetz verabschie­det wurde, gab es den Großteil der Kalamitäts­flächen noch gar nicht. Denny Möller, SPD-Abgeordnet­er

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