Thüringische Landeszeitung (Gera)

Moskau bestreitet direkten Angriff auf Kaufhaus

Russland weist Vorwürfe nach Raketenang­riff in Krementsch­uk zurück. Ermittlung­en auch gegen das Management

- Krementsch­uk/Moskau.

Das russische Militär hat nach der Zerstörung eines Einkaufsze­ntrums in der Ukraine eingeräumt, für den folgenschw­eren Luftangrif­f auf die Stadt Krementsch­uk verantwort­lich zu sein, weist jedoch die Vorwürfe zurück, das Kaufhaus gezielt beschossen zu haben. Die Attacke habe mehreren Hallen gegolten, in denen aus Europa und den USA gelieferte Waffen und Munition gelagert worden seien, teilte das russische Verteidigu­ngsministe­rium mit. Die Detonation der Munition habe dann einen Brand im Einkaufsze­ntrum ausgelöst.

Zuvor behauptete Russland, das Gebäude sei nicht mehr in Betrieb gewesen – doch Einträge örtlicher Geschäfte in den sozialen Medien und auf Online-Plattforme­n legen das Gegenteil nahe. Geschäfte im Einkaufsze­ntrum Amstor haben bis vor wenigen Tagen oder Wochen um Kunden geworben oder über ihre Aktivitäte­n dort berichtet. Noch am 24. Juni veröffentl­ichte etwa das Herrenbekl­eidungsges­chäft Town einen Beitrag auf Facebook. Darin warb der Laden für Herrenhemd­en im Amstor-Einkaufsze­ntrum.

Nach Darstellun­g der ukrainisch­en Behörden wurde das Einkaufsze­ntrum von einem russischen Langstreck­enbomber mit Luft-Boden-Raketen beschossen und zerstört. Mehr als 20 Menschen seien getötet und rund 60 verletzt worden. Laut der Stadtverwa­ltung hatte das Management des Einkaufsze­ntrums angeordnet, den Luftalarm zu ignorieren – weswegen das Gebäude nicht geräumt worden sei. Angesichts von offiziell 36 Vermissten­meldungen könnten die Opferzahle­n weiter steigen.

Im Osten der Ukraine gehen derweil die Kämpfe um die strategisc­h wichtige Stadt Lyssytscha­nsk weiter. Russische Truppen stürmten die Siedlung Wowtschoja­riwka südwestlic­h der Stadt, teilte der ukrainisch­e Generalsta­b mit. Russische Einheiten stünden im Süden bereits am Stadtrand. Gekämpft werde zudem an einer Öl-Raffinerie. Lyssytscha­nk ist die letzte große Stadt in der Region unter ukrainisch­er Kontrolle und wird nach Angaben aus Kiew auch mit russischer Artillerie, Mörsern und Luftangrif­fen attackiert. Mehrere Tausend ukrainisch­e Soldaten sollen dort noch stationier­t sein.

Nach Einschätzu­ng britischer Geheimdien­stexperten sind Russlands Truppen infolge schwerer Verluste inzwischen „zunehmend ausgezehrt“. Beim Kampf um Sjewjerodo­nezk etwa seien die Hauptkräft­e sechs russischer Armeen zum Einsatz gekommen, mit der Einnahme der Stadt habe das Militär aber nur ein kurzfristi­ges Ziel erreicht. dpa

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STR / AFP Nur noch Trümmer: Nach dem Raketenang­riff ist das Einkaufsze­ntrum in Krementsch­uk völlig zerstört.

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