Thüringische Landeszeitung (Gera)
Viermal Grafikdesign aus Gera
Museum für Angewandte Kunst ehrt vier Ostthüringer Gebrauchsgrafiker
An den im November verstorbenen Geraer Gebrauchsgrafiker Rolf F. Müller wurde kürzlich mit einer Gedenkveranstaltung im Museum für Angewandte Kunst erinnert. Der Schöpfer des „Goldenen Spatzes“, des Maskottchens des Thüringer Kindermedienfestivals, wäre dieser Tage 90 Jahre alt geworden. Auch sein Künstlerfreund und „Badusan“-Fisch-Erfinder Günter Kerzig vollendet im September sein 90. Lebensjahr. Zwei triftige Gründe, den namhaften Ostthüringer Künstlern eine Ausstellung zu widmen. Überschrieben mit „Blick zurück nach vorn“, würdigt sie noch zwei weitere Geraer Grafikdesigner der nachfolgenden Generation: Thomas Müller, Sohn von Rolf F. Müller, und Mirko Albrecht, Nachfolger Günter Kerzigs.
Ob das gemeinsame Plakat von Kerzig und Rolf F. Müller fürs 10. Rudolstädter Tanzfest oder Mirko Albrechts Thüringer Museumskonzeptionen: Die Sonderschau vereint vor allem Künstler, die das Ostthüringer Leben der vergangenen Jahrzehnte mit geprägt haben, sagt Kuratorin Anne-Kathrin Segler.
Mit Rolf F. Müller beginnt der Ausstellungsrundgang. Von ihm sind vor allem Plakate zu sehen, die er etwa für verschiedene Theater wie die Bühnen der Stadt Gera oder das Städtische Theater Karl-Marx-Stadt entworfen hat. Er habe es verstanden mit ganz wenigen Strichen die Kernaussage herauszuarbeiten, erläutert Museumsmitarbeiterin Segler. Beim Plakat zum Tanzstück „Cinderella“beispielsweise rückt er einen barocken güldenen Schuh ins Zentrum. Diese Idee durchzusetzen, sei allerdings gar nicht so einfach gewesen, berichtet Segler.
Erst wünschte sich die Ballettdirektorin einen Ballettschuh. Dann mäkelte der Intendant, der einst das Schumacher-Handwerk erlernt hatte, an der Schuhform herum. Auf den Vater folgt der Sohn: Von Thomas Müller, Professor für Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, sind unter anderem fantasievolle, humoreske Werbeplakate und Bücher ausgestellt. Schon früh kam er durch die Arbeit des Vaters mit Grafikdesign in Berührung. Zu Hause habe es immer nach Tusche, Duosan und Kölnisch Wasser gerochen, mit dem der Vater die Glasplatte seines Tisches gesäubert habe, erinnert sich Thomas Müller in der Ausstellung.
Daran an schließen sich die Räume zu Günter Kerzig. Der Jubilar hat nicht nur die fischförmige Plasteflasche für das DDR-Kinderschaumbad Badusan entworfen, sondern auch originelle, von der Funktion inspirierte Verpackungen, Plakate, Bücher und diverse Ausstellungen gestaltet, darunter die erste Dauerausstellung des Museums für Angewandte Kunst. Auch das Mosaik des Sonnenhochhauses in Gera-Lusan gehört zu seinen
Werken. Die finalen zwei Räume sind Mirko Albrecht gewidmet, der sein umfängliches Schaffen anhand repräsentativer Plakat- und Bücherwände vorstellt.
Ursprünglich Elektromechaniker bei Zeiss in Gera gelernt, sattelt er nach der Wende zum Schauwerbegestalter um. Während der Ausbildung lernt er Günter Kerzig kennen, der ihm den Weg zum Grafikdesign weist. 2002 übernimmt Albrecht schließlich die Geschäftsführung des Ateliers Kerzig. In vergangenen Jahren hat er unter anderem das stadtgeschichtliche Museum642 in Pößneck mitgestaltet, das Zeughaus von Schloss Schwarzburg und das Bauhaus-WerkstattMuseum Dornburg.
Anhand der Arbeiten des Quartetts lassen sich technische, gestalterische und gesellschaftliche Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte gut nachvollziehen.
Die Schau ist bis 9. Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.