Thüringische Landeszeitung (Gera)
Bis ihnen die Luft wegbleibt
Zehn Inszenierungen an drei Tagen: In der Erfurter „Schotte“finden die 30. Thüringer Schultheatertage statt
Gerade. Heraus! Gerade heraus. „Gerade:heraus“– heißt das Motto der 30. Thüringer Schultheatertage in der Erfurter „Schotte“. Dieses Motto passt zu undurchsichtigen Zeiten. Es bringt Klarheit. Auch der Schirmherr, Bildungsminister Helmut Holter, ist angetan.
Die Inszenierung „Apnea – Atemstillstand“des Erfurter Ratsgymnasiums scheint dem Motto entlehnt. Die vier Jugendlichen unter der Spielleitung von Charlotte Heidemann beschreiben sehr eindrucksvoll, mit viel Mimik, Musik (ElectroHouse) und oft minutenlang ohne Text, was alles ihnen die Luft zum
Atmen nimmt. Angst. Angst vor der Höhle, vor dem Umziehen, vor Fehlern. Aber auch vor Ohnmacht, vor Wut und vor Streit. Dann, nach fast 30 Minuten, der erlösende laute Schrei. Sie schreien so lange, bis die Luft weg bleibt. Und atmen nach der Aufführung und dem Applaus des Publikums erleichtert auf.
Sie können nun das dreitägige Festival, das das Kinder- und Jugendtheater „Die Schotte“und die Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater veranstalten, in Ruhe genießen. Natürlich ist nach zwei Jahren Corona-Pause, gerade heraus gesagt, noch nicht alles wieder so im Fluss, wie sich das „Schotte“-Macher um Uta Wanitschke wünschen. So konnten die zehn Gruppen aus Erfurt, Jena, Weimar, Wolkramshausen, Sömmerda, Bad Frankenhausen und Vacha nicht in der Jugendherberge übernachten wie all die Jahre zuvor und feriengleiche Abende genießen. „Wir mussten im April entscheiden, da waren die Corona-Regeln noch so, dass wir das nicht riskieren konnten“, so Juliane Kolata von der „Schotte“.
Und sie mussten auf ihre bisherige Organisatorin solcher Theatertage, Grit Goldberg, verzichten, die vor anderthalb Jahren sehr plötzlich verstorben war.
Aber die Stimmung auf der Bühne und im Zuschauerraum ist ausgelassen. Die 135 Kinder und Jugendlichen haben es geschafft, von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen einen der zehn Schultheaterförderpreise zu erhalten. Diese sind mit 1500 Euro dotiert und dürften für die weitere Gestaltung der Theatergruppen in den Schulen sehr hilfreich sein.
Und die Kinder und Jugendlichen sind gekommen, sich mit ihrem Theater zu feiern. Gern nehmen sie die Ideen der Moderatoren für einen Kanon für das Theater auf und zeigen sich recht geschickt. Beinahe bühnenreif. Sie singen gerade heraus. Gerade heraus musste übrigens auch die Jury agieren, als sie über die zehn besten Schultheatergruppen des Landes zu entscheiden hatte. Denn es hatten sich mehr Gruppen beworben, als letztlich zum Finale zugelassen wurden. Mit Humor stellten sich die Jury-Mitglieder auf der Bühne vor und redeten wild durcheinander. Niemand hat etwas verstanden – und damit war fröhliches Lachen auf den Rängen gesichert. Ernsthafter hingegen geht es während der Auswertung der Inszenierung durch Jury-Mitglieder zu. Tipps für weitere Akzente und viele Komplimente gehören zu diesen Kreis-Runden.
Im nächsten Jahr, so hoffen alle, wird es auch wieder die Übernachtung in der Jugendherberge geben. An diesem Mittwoch gehen die 30. Schultheatertage in Erfurt zu Ende.