Thüringische Landeszeitung (Gera)
Eine Hundertjährige will die Sau rauslassen
Elisabeth Günther hat am Dienstag in der Seniorenresidenz Ronneburg ein großes Jubiläum gefeiert
Schon kurz nach dem Aufstehen gratulierten die Ersten Elisabeth Günther zum 100. Geburtstag. Seit Juli 2016 wohnt die Jubilarin in der Senowa Seniorenresidenz „Am Markt“Ronneburg.
Friseur Manuel Hahn wünschte der alten Dame, als sie im Rollstuhl vor der Eingangstür für den Fotografen posierte: „Behalten Sie Ihre Art.“Frau Günther sei taff und mitunter schlagfertig. Erst Montag habe er sie getroffen und für den besonderen Tag hübsch gemacht.
Geboren in Neusalz an der Oder, flüchtete ihre Familie nach Dresden und überlebte die Bombenangriffe.
Nach zwei Jahren Internierungslager in Plzen kam sie nach Gera, lernte ihren Mann, einen Maschinenbohrer, kennen und gebar fünf Söhne. Der Wunsch nach einer Tochter erfüllte sich nicht.
Lange arbeitete Elisabeth Günther als Verkäuferin im ehemaligen Kaufhaus Hermann Tietz auf der Sorge in Gera, ebenso als Kassiererin im Sommerbad und als Sachbearbeiterin der Energieversorgung.
Bevor sie in die Residenz kam, traf sie sich oft mit Freundinnen zum Kaffeeklatsch in den Gera Arkaden. „Es war mein zweites Wohnzimmer“, ulkt sie. Gemeinschaft ist der Rentnerin wichtig. Frau Günther sei die Einzige im Haus, die keinen Mittagsschlaf hält, verrät Betreuungskraft Angelika Metsch. Jeden Tag besuchen sie die Söhne. Das bringe ihr Abwechslung. „Lassen wir die Sau raus“, sagt die nun 100-Jährige. „Ich trinke auch gern mal einen Eierlikör.“Am Geburtstag brachten ihr die Kleinen aus der Kita Luftikus ein Ständchen, die Honoratioren der Stadt Glückwünsche und Blumen. Hübsch dekoriert war der Aufenthaltsraum. Am Nachmittag entführten die Günther-Söhne ihre Mutter zu einer kleinen Feier.
„In unserer Residenz mit langer Warteliste leben 75 Bewohner. Sie werden von 64 Mitarbeiterin betreut“, sagt Leiterin Ivonne Köllner.