Thüringische Landeszeitung (Gera)

Von Tokio nach Jena

Fußballstü­rmer Takero Itoi will sich beim FC Carl Zeiss einen Stammplatz erobern

- Holger Zaumsegel Wesendorf.

Takero Itoi hängt sich richtig rein. Der Asien-Export des FC Carl Zeiss Jena will sich im Trainingsl­ager in Wesendorf anbieten für einen Stammplatz in der kommenden Saison beim Fußball-Regionalli­gisten. Der 24-Jährige aus Tokio zeigt sich im Gespräch aber typisch japanisch bescheiden, der Kämpfer kommt nur auf dem Platz heraus. Mit den bekannten Tugenden aus Fernost – laufen bis zum Umfallen, den Ball erobern – will der Stürmer seiner neuen Mannschaft helfen. Dabei liegt, untypisch für einen Angreifer, sein Hauptaugen­merk gar nicht mal auf dem Toreschieß­en. Itoi sagt: „Ich möchte lieber Vorlagen geben.“

Der Japaner ist in der Weltstadt Tokio aufgewachs­en. Mit sieben Jahren konnte er sich in der fast zehn Millionen Einwohner zählenden Metropole für Fußball begeistern. „Für Sumo-Ringen war ich zu schmächtig“, sagt er und lacht. Das Sportgen liegt in der Familie, die Mutter war Sprinterin, der Vater Bergsteige­r.

Irgendwann, erzählt Itoi, der in Japans achter Liga kickte, habe er die Chance für ein Probetrain­ing in Deutschlan­d bekommen und seine Möglichkei­t genutzt. Im FC Basara Mainz fand er einen Verein, wohnte mit anderen Landsleute­n beim damaligen Trainer. „Das war schon eine sehr große Umstellung“, sagt er. Was ihm als erstes auffiel: „Die Luft in Deutschlan­d ist besser.“

Zuletzt kickte er für den FC Gießen in der Regionalli­ga Südwest, brachte es in 17 Spielen auf zwei Tore und fünf Vorlagen. „Das war eine schöne Zeit. Leider sind wir am Saisonende abgestiege­n.“Eine neue Beraterfir­ma vermittelt­e ihn ein Probetrain­ing in Jena, wo er Trainer Andreas Patz und Sportdirek­tor Tobias Werner überzeugen konnte. „Mit ihm bekommen wir Mentalität“, sagte Werner.

Beim FC Carl Zeiss fühlt sich Itoi wohl, freut sich über die vielen Fans. Auch die Stadt gefällt ihm, die Bauweise der Häuser empfindet er als anders, „aber schön“. Bald soll er eine eigene Wohnung bekommen, aktuell wohnt er noch im Hotel.

In Wesendorf teilt er sich derweil bis Freitag noch ein Zimmer mit Jenas neuer Nummer eins im Tor – Kevin Kunz. Mit dem Keeper kommt er gut zurecht. „Er ist sehr sympathisc­h, fragt immer, wie es mir geht.“

Natürlich liege in Niedersach­sen aber das Hauptaugen­merk auf den täglichen Trainingse­inheiten. „Es ist anstrengen­d, aber macht Spaß.“

In der Winterpaus­e, spätestens nach der Saison, packe ihn aber das Heimweh. „Da fliege ich nach Tokio, treffe meine Freunde und natürlich die Familie.“Seine Eltern begleiten beide Professure­n an einer Universitä­t in Tokio, der Bruder, der in der Oberschule auch Fußball spielte, studiert Physik in Kanada. Takero Itoi hätte, ähnlich wie aktuell Mannschaft­skollege Maximilian Kraus, neben dem Fußball auch gern ein Studium gemacht. In Frankfurt probierte er sich ein Semester lang in Informatik. „Leider ist es sehr schwer für mich, deutsche Texte zuschreibe­n.“

Also gilt seine volle Konzentrat­ion erst einmal weiter dem Fußball. Und bei einer Frage verliert er auch seine Bescheiden­heit: „Wir wollen den ersten Platz.“Große Ziele sind schließlic­h erlaubt.

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HOLGER ZAUMSEGEL Takero Itoi

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