Thüringische Landeszeitung (Gera)

Preisschoc­k bei Energie

Nächste Welle mit Gas-Umlage im Oktober erwartet. Verbrauche­rschützer für Kontrollen

- Martin Debes Erfurt.

Die Gaskunden der Thüringer Energie AG (Teag) zahlen ab dieser Woche einen mehr als doppelt so hohen Preis. Die Steigerung um 115 Prozent trat zum 1. August in Kraft. Eine vierköpfig­e Familie kostet dies etwa 1500 Euro im Jahr. Auch die Strompreis­e wuchsen deutlich.

Viele andere Versorger haben ebenfalls die Preise erhöht – und dies auch weiter vor. „Die Kundschaft muss sich leider auf Anpassunge­n einrichten“, sagte eine Sprecherin der Stadtwerke in Jena. Der nächste Schritt könnte bereits zum 1. Oktober folgen. Eine Entscheidu­ng sei aber noch nicht gefallen.

Ab Anfang Oktober müssen Firmen und Privathaus­halte eine zusätzlich­e Gas-Umlage entrichten. Damit werden Versorger wie etwa der Konzern Uniper gestützt, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleiben­de Gasmengen aus Russland kaufen müssen.

Die Höhe steht noch nicht fest, sie soll sich zwischen 1,5 bis 5 Cent pro Kilowattst­unde bewegen. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattst­unden bedeutete allein die Umlage Mehrkosten von 300 bis 1000 Euro im Jahr.

Besonders hart trifft es die Kunden von Fernwärme. Manche Erzeuger haben die Preise verdoppelt, einige sogar vervierfac­ht. Viele Wohngesell­schaften baten ihre Mieter vorsorglic­h, freiwillig ihre monatliche­n Abschläge zu erhöhen, um später die Nebenkoste­nabrechnun­g bezahlen zu können.

Die Thüringer Verbrauche­rzentrale kritisiert­e, dass das für Energie zuständige Umweltmini­sterium mit der Kartellbeh­örde die Unternehme­n nicht ausreichen­d kontrollie­rten. „Die Preisunter­schiede in den Regionen werden immer größer“, sagte Energieref­erentin Ramona Ballod. „Der Markt ist zum Erliegen gekommen, es gibt keinen Wettbewerb mehr.“Deshalb müsse jetzt die Politik stärker hinsehen.

Vor allem Neukunden müssen mit horrenden Preisen rechnen. Auf Vergleichs­portalen für Thüringen finden sich aktuell Angebote, bei denen eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattst­unden auf Gaskosten von mehr als 5000

Euro kommt. Die Teag hatte die Preissteig­erung mit gestiegene­n Einkaufspr­eisen begründet.

Ballod sagte, ihr fehle es auch an dieser Stelle an Transparen­z und Kontrolle. Energieunt­ernehmen besäßen in der Regel langfristi­ge Liefervert­räge von einem bis zu drei Jahren. Ein Sprecher der Teag erklärte, dass man derzeit „zum angefragte­n Thema Preise bei Gas und Strom“in Thüringen „keine Stellungna­hme abgeben“wolle.

Die Energiepre­ise lassen trotz der angekündig­ten Entlastung­en das Armutsrisi­ko steigen. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hatte bereits Nachbesser­ungen gefordert. Die Landesregi­erung bereitet dazu einen Runden Tisch vor. Am 10. August findet ein erstes Vorbereitu­ngstreffen statt.

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ALEXANDER VOLKMANN / ARCHIV An das Sparen denken alle beim Blick auf die Gasuhr der Heizungsan­lage.
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VZTH Ramona Ballod ist Energieref­erentin der Verbrauche­rzentrale Thüringen

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