Thüringische Landeszeitung (Gera)

10.000 Euro täglich als Kosten für Gerichtssa­al

Turonen-Prozess mit Vernehmung zweier Ermittler fortgesetz­t

- Kai Mudra Erfurt.

Jeder Verhandlun­gstag im Turonen-Prozess kostet gut 10.000 Euro. Denn als Gerichtssa­al für die Verhandlun­g gegen die drei Frauen und sechs Männer, zumeist aus dem rechtsextr­emen Milieu, wird das CongressCe­nter der Erfurter Messe gemietet. Zudem müssen Container aufgestell­t werden, um die in Untersuchu­ngshaft sitzenden Angeklagte­n, sicher unterzubri­ngen. Die 83seitige Anklage listet unter anderem Drogenhand­el, Geldwäsche und Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g samt Beihilfe dazu auf.

Zu den Mietkosten kommen die Ausgaben für die Pflichtver­teidiger hinzu. Jedem Angeklagte­n stehen zwei zur Seite. Außerdem muss die Polizei Amtshilfe für die Justiz leisten und die Sicherung des Areals übernehmen. Dabei entstehen zwar keine direkten Kosten, aber die Beamtinnen und Beamten könnten bei der angespannt­en Personalde­cke der Polizei auch andere Aufgaben gut übernehmen.

Am Montag, dem sechsten Verhandlun­gstag, sagten zwei Ermittler des Landeskrim­inalamtes als Zeugen aus. Der eine hatte vor allem Telekommun­ikationsda­ten eines der Angeklagte­n ausgewerte­t, darunter auch Chatverläu­fe eines verschlüss­elten Krypto-Handys. Diese Daten stammten vom Bundeskrim­inalamt. Der zweite Zeuge war bei Drogenermi­ttlungen und einem Scheinanka­uf von vermeintli­chem Crystal mit Hilfe verdeckter Ermittler im September 2020 auf zwei der Angeklagte­n des Turonen-Verfahrens aufmerksam geworden. Beide Zeugenauss­agen könnten mehrere der Angeklagte­n belasten.

Allerdings stellten einige Verteidige­r den Wert der Angaben in Frage: zum einen bezweifelt­en sie die Seriosität der Erkenntnis­se aus den Telefondat­en. In einem anderen Fall vermuteten sie Absprachen der Justiz vor Zeugenauss­agen.

Zum Ende des Prozesses stellte einer der Verteidige­r einen weiteren Befangenhe­itsantrag. Eine Schöffin soll während der Zeugenvern­ehmung mehrfach eingenickt sein.

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