Thüringische Landeszeitung (Gera)
Die Gläubiger befriedigt
Agrargenossenschaft Teichel findet einen Weg aus der Insolvenz
Es war eine für viele überraschende Nachricht aus dem vergangenen Sommer: Im Juni 2021 hat die Agrargenossenschaft Teichel Antrag auf vorläufige Insolvenz gestellt. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab. Das Schreiben mit dem Antrag zur Aufhebung des Insolvenzverfahrens sei an das Amtsgericht Gera versandt, teilt Geschäftsführer Stefan Blöttner mit.
Was ist passiert? Es ist gelungen, das Unternehmen mit knapp 50 Mitarbeitern finanziell wieder stabil aufzustellen. „Die Gläubiger wurden in voller Höhe befriedigt. Die Überweisungen an die zahlreichen Gläubiger sind in dieser Woche erfolgt“, teilt Insolvenzverwalter Rolf Rombach auf Anfrage dieser Zeitung mit. Großen Anteil an der gefundenen Lösung hat die Volksbank Bad Salzungen-Schmalkaden. Die Bank hat die unbebauten Grundstücke aus der Insolvenzmasse erworben. Damit konnten die Gläubiger ihr Geld bekommen.
Was den Wegfall des Insolvenzgrundes bedeutet. „Die endgültige Aufhebung des Verfahrens wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da das Gericht die umfangreichen Unterlagen noch prüfen muss. Sobald dieser Beschluss vorliegt, ist offiziell das Insolvenzverfahren beendet. Die Genossenschaft bleibt in der Region erhalten. Die Genossenschaftsbeiträge bleiben ebenfalls wertmäßig erhalten. Dies ist ein toller Erfolg für alle Beteiligten“, so der Insolvenzverwalter. Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten und auch für die 99 Genossenschaftsmitglieder ist das eine gute Nachricht.
Entsprechend groß ist die Erleichterung vor Ort. „Vor allem, weil mit der Bank ein regionaler Partner gefunden ist, der mit der Thüringer
Landwirtschaft vertraut ist. Man ist einig in dem Ziel, die hiesige Landwirtschaft zu stärken“, so der Geschäftsführer. „Ich bin froh, dass wir damit größeren Schaden von unserem Unternehmen abwenden konnten. Wir haben jetzt die Sicherheit, um in die Zukunft zu schauen. Wir sind guter Dinge, dass wir das formaljuristische Verfahren zu einem guten Ende führen“.
Was aber nichts daran ändert, dass die Agrargenossenschaft Teichel wie viele andere Unternehmen auch vor großen Herausforderungen steht. Die Hitze und die extreme Trockenheit schlagen in voller Wucht durch. „Es ist die vierte Dürre
in fünf Jahren. Was wir aktuell sagen können: Wir vertrocknen geradezu“, so der promovierte Landwirt.
Besonders schlimm ist die Situation beim Mais. „Hier ernten wir etwa zwei Drittel weniger als erwartet. Gerechnet hatten wir mit 7000 Tonnen Ertrag“, macht er deutlich. Beim Getreide ist es noch arger. Hier sind die Erntearbeiten gerade im vollen Gang. „Erstmals in der Geschichte der Agrargenossenschaft ist ein Ernteabschluss noch im Juli möglich. Bei Brotweizen werden wir nur etwa die Hälfte des geplanten Ertrages ernten. Dazu kommt extrem weniger Futter. Die Wiesen sind alle verbrannt“, beschreibt er die Situation. Die Konsequenz: „Wir fangen an, Tiere zu verkaufen.“ Dazu kommen gestiegene Kosten für Strom und Diesel. „Wenn der Krieg so weiter geht, wird das ein riesengroßes Fragezeichen für uns alle. Aber die Politik macht den Anschein, als würde die Verfügbarkeit von Lebensmitteln keinen interessieren.“Dafür erlebt er, wie die Bauern in der Region zusammenhalten. „Kollegen stellen uns nicht benötigte Flächen für den Futteranbau zur Verfügung und lassen Strohballen liegen, die wir verwerten“, sagt Blöttner.
„Da gilt die Devise: Wer Vieh hat, dem muss geholfen werden“. Für den Chef der Agrargenossenschaft Teichel bedeutet all das: „Wir werden ganz neu denken müssen, werden Alternativen suchen, die Hitze und Trockenheit aushalten.“