Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wohnmobil-Touren sind im Trend
Nicht nur Urlaubsreisende steigen von Hotelunterkünften auf die eigene rollende Unterkunft um
Wenn sich der Tag dem Ende neigt, beginnt das Leben in den Wohnmobil-Häfen. Auch der Stellplatz in Gera-Pforten füllt sich mit Reisenden, die nach der Tagestour auf Deutschlands Straßen nach einem Ort für eine ruhige entspannte Nacht suchen. Der Trend zum Wohnmobil, der seit der CoronaPandemie eine regelrechte Hochkonjunktur erlebt, ist ungebrochen.
Waren in Gera im Jahr 2018 gerade einmal 21 Wohnmobile zugelassen, so ist die Zahl der Wohnmobilisten in der Stadt seitdem stetig deutlich gestiegen. Im Juni dieses Jahres hat Gera 92 zugelassene Wohnmobile registriert. nächst gehen, in Etappen, um Land und Leute zu erleben. Den Wohnmobil-Hafen in Gera-Pforten hatten sie für zwei Zwischenübernachtungen angesteuert, zielgerichtet über den Stellplatz-Radar im Internet. Weil es dort alles gibt, was der Wohnmobilist heutzutage braucht: ein ruhiges Umfeld, Grillplatz und Service mit Dusche, WC, Erste-Hilfe-Station und Informationen – und den Startpunkt für Tagesausflüge mit den mitgeführten E-Bikes durch Gera und den Hofwiesenpark bis Bad Köstritz, wo die Brauerei für Besichtigungen leider zu gewesen sei.
Eigentlich wollte sich Familie Klaubert mit ihrem Ersparten eine Eigentumswohnung zulegen. „Aber
Wohneigentum ist nicht mehr bezahlbar.“Und so erfüllte sich das Ehepaar den auch schon langgehegten Wunsch nach einem eigenen Wohnmobil. Ausgestattet mit allem, was das Herz des Wohnmobilisten begehrt.
Wirklich günstig sei das Reisen mit dem Wohnmobil aber auch nicht mehr, rechnet Knut Klaubert vor: die Anschaffung des Mobils, Treibstoff, Stellplatzgebühren. „Wir wollen noch an die Ostsee“, sagt das Ehepaar. „Dort werden pro Tag Übernachtungskosten von bis zu 78 Euro verlangt, da schlackert man mit den Ohren.“Allerdings: Hotelunterkünfte
wären dort noch um vieles teurer.
Genau das ist der Grund, weshalb auch zunehmend mehr Geschäftsreisende auf das Wohnmobil als eigene Unterkunft umsteigen. Wer viel auf Messen unterwegs ist, spart sich die teuren Hotels zu Messepreisen, so es überhaupt freie Zimmer gibt, und übernachtet im eigenen Mobil. Auch der Geraer Caterer Uwe Meinhardt vom „Küchenkollektiv“ist auf ein Wohnmobil als Dienstunterkunft umgestiegen.
Von Mai bis Silvester ist er damit auf Tour, um die Gäste verschiedenster Veranstaltungen kulinarisch zu beglücken – wie jüngst zur Geraer Sportehrung im Hofgut. Meist sei er im Berliner Raum auf Tour und an der Ostseeküste – „von Veranstaltungen mit Schlips und Kragen bis zu Hafenfesten“. Hotelzimmer seien auf die Dauer nicht bezahlbar, so in der Hochsaison überhaupt freie Zimmer zu finden sind.
„Mit dem Wohnmobil ist man immer noch günstiger dran und auch unabhängig“, erklärt der Caterer. Einziges Problem: „Das Finanzamt kann nur schwer nachvollziehen, dass das ein Dienstfahrzeug ist.“
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