Thüringische Landeszeitung (Gera)
Abenteuer Natur im Erlebniscamp
In drei Durchgängen wird Kindern viel Spaß in Aga geboten. Aber Baden ist nicht erlaubt
Siggi tollt mit einigen Kindern. Besuchern kommt er neugierig entgegengerannt. Der Vierbeiner gehört mit den Hühnern Lucy, Paula und Paul, die alle zwei Tage Eier legen, für drei Wochen zum Erlebniscamp Aga.
Am Montag startete der zweite von drei Durchgängen. Bis Freitag erleben je 14 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren das Abenteuer Natur.
Auf dem 1200 Quadratmeter großen abgetrennten Areal im Strandbad stehen fünf Tipis zum Übernachten. Das kleineste ist erst im Juni dieses Jahres fertig geworden. Manuela Völkel hat es in ihrer Freizeit genäht. Sie und Stev Brauner betreuen die Kinder ehrenamtlich und fahren deshalb nicht in den Urlaub. „Herzensangelegenheit“nennen beide als Grund, den Schülern in den Ferien eine tolle Zeit zu bieten. Unterstützung erhalten sie von Jugendleitern. In dieser Woche ist Vivian Goihl aus Ronneburg dabei. „Weil’s cool ist“, sagt die heute 16-Jährige. „Ich war früher Teilnehmer im Camp.“
Die Geschwister Leonie und Theresa pulen aus den Weizenähren Körner. Die mahlen Aaron und
Kurt in einer Handmühle zu Mehl. Brötchen und Pizza sollen gebacken werden.
Der aus Natursteinen gebaute Lehmbackofen mit dem begrünten Dach ist schon angeheizt. In diesem Jahr wurde er eingeweiht. Zwei, drei Schritte entfernt, spiegelt sich die Sonne auf dem Wasser eines kleinen Biotops. In dem leben Frösche und Molche. Am Dienstag steht Mikroskopieren auf dem Programm. Gabriele Giera von der „Grünen Klasse“in Ronneburg will mit den jungen Teilnehmern schauen, wie die winzigen Wasserflöhe aussehen.
Ritter Emil zeigt stolz den gebastelten Dolch aus Holz. Der Kumpel ist mit seinem Exemplar noch nicht zufrieden.
Wandern mit Karte und Kompass, mit dem Kanu entlang der Elster oder sich im Kletterwald Koala Münchenbernsdorf ausprobieren – all das können die Mädchen und Jungen in den nächsten Tagen noch erleben. Abends wird der über 100 Jahre alte Postwagen, der als Küche dient, zum Kino. Leinwand aufgespannt, Beamer aufgebaut und die Kinder schauen sich um die gemauerte Feuerstelle sitzend Ice Age oder Dschungelbuch an.
Sieht Stev Brauner die begeisterungsfähigen Knirpse, ist für einen Augenblick der Ärger vergessen. Seine und die Stelle von Manuela Völkel im Kompetenzteam Nord für die Jugendarbeit im Landkreis Greiz „wurde gestrichen und ein anderer Träger benannt. In der Jugendarbeit gäbe es immer mal Umbrüche, hieß es als Begründung“, so Stev Brauner. „Mit viel Kraft und Energie haben wir das Camp aufgebaut und wollten es nicht aufgeben. Wir sind jetzt im 13. Jahr. Es geht doch um unsere Kinder.“Träger für das Erlebniscamp ist die Kindervereinigung Gera. Unterstützung erfährt das Projekt auch durch zahlreiche Kooperationspartner.
Noch mehr ärgert ihn, dass die Mädchen und Jungen im Strandbad nicht baden dürfen. „Wie soll man das Kindern bei 40 Grad Hitze erklären. Vivian und ich sind Rettungsschwimmer. Ich habe im Ordnungsamt vorgesprochen, erfolglos. Die Behörde beruft sich auf die Thüringer Badeordnung, dass ein Bademeister in Aga zwingend ist. Wir würden uns von der Stadt eine pragmatische Lösung wünschen.“