Thüringische Landeszeitung (Gera)
Schuhmachermeister verabschiedet sich
Alte Handwerksberufe: Peter Meckel schließt am 1. Oktober sein Geschäft in der Geraer Wiesestraße
Bereits 36 Jahre führt Peter Meckel seine Werkstatt. Wie viele Sandalen, Stiefel, Halbschuhe oder Pumps von ihm neue Absätze bekamen, weiß er nicht. Der Fachmann für Schuhe in Not winkt ab. Tausende Paare seien bestimmt durch seine Hände gegangen, saubere und schmutzige, preiswerte und teure. Wer seine Arbeit liebt, bringt alles zum Laufen. 1953 lernte Peter Meckel den Beruf bei seinem Vater, der in der Frankenthaler Straße einen Schuhmacherbetrieb führte. „Zehn Leute waren damals angestellt“, blickt er zurück. Als Kind habe er schon mitgeholfen. Der Zwillingsbruder entschloss sich für eine Lehre zum Maschinenschlosser.
Peter Meckels Gesellenstück waren ein paar Lederschuhe. Weil er ehrgeizig und wissbegierig ist, erhielt er 1961 seinen ersten Meisterbrief. Sechs Jahre später konnte er sich bereits Orthopädie-Schuhmachermeister nennen. Den „Goldenen Meisterbrief“für 50 Jahre als Handwerksmeister erhielt er 2011. Die eingerahmten Urkunden hängen an einer Wand.
Das Unternehmen seines Vaters wurde enteignet und in eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks und danach in die VEB Fußbekleidung
umgewandelt. „Ich wurde Betriebsleiter in der Geschwister-Scholl-Straße. Dort produzierten wir Damenhausschuhe.“Doch der Wunsch sich selbstständig zu machen, war groß. Am 1. März 1986 eröffnete er in der Wiesestraße seine Reparaturwerkstatt. Nach der Wende erwarben die Meckels das Haus und zogen auch ein.
Die funktionstüchtigen Maschinen wie die Ausputzmaschine von 1957, die Nähmaschinen seines Vaters, der Weiteapparat oder die Arbeitsmittel wie Dorn, Zange und Ahle weiß Peter Meckel nach seinem Abschied gut aufgehoben. „Mein Neffe aus Frankenthal will sie erhalten“, freut er sich.