Thüringische Landeszeitung (Gera)
Interesse an Satiriker ungebrochen
Musikalische Lesung aus Hansgeorg Stengels Texten bis auf letzten Platz ausgebucht
Wie beliebt der Satiriker Hansgeorg Stengel bei den Menschen aus Greiz und Umgebung noch immer ist, zeigte sich am Samstag. Trotz starken Regens kamen über 30 Gäste zu einer Stadtführung unter dem Titel „Stengel, Greiz und die Wortspaltereien“. Brunhilde Junghanns und Johanna Kühnast führten die Gäste zu den Wirkstätten in seiner Geburtsstadt.
„Das war sehr interessant“, sagte Christane Elger aus Greiz, die Stengel aus dem Satiremagazin Eulenspiegel kannte. Martina Laube aus Gera wusste besonders die Anekdoten und rezitierten Gedichte von Hansgeorg Stengel während der Führung zu schätzen. „Und eine Stadtführung in Greiz kann nie schlecht sein“, sagte die Geraerin.
Im Anschluss wurde im 10arium zu einer Roster eingeladen, die quasi den Rahmen für die Lesung im Anschluss bildete. „Die Roster war das Leibgericht Stengels“, sagte Stefan Marek vom Thearter-Verein. Das Ensemble gab als Epilog des Tages eine musikalische Lesung unter dem Titel „Mit Stengel´s Zungen zum 100. Geburtstag des großen Greizer´s“. Das Publikum wurde auf eine Reise durch Texte des Satirikers mitgenommen, angefangen beim privaten Stengel, der eine Hymne auf seine geliebte Rostbratwurst schrieb oder sein Greiz in der
„Greizer Sonate“beschrieb, bis hin zu politischen Texten, die hintergründig Kritik am System übten, fein verschlüsselt in Gedichten wie die „Glocke des Kremls“, deren Geläut „heute wieder sehr heftig ausfallen würde angesichts der politischen Lage“, wie Stefan Marek kommentierte. Im Gedicht wird der Blick Russlands auf die westlichen Länder in den Fokus genommen. Je intensiver die Glocke läute, umso mehr lache Russland über westliche Politik, so Marek. Stengel habe an Aktualität nichts verloren.
So endete denn der unterhaltsame Abend mit dem anerkennenden Applaus von über 50 Gästen.