Thüringische Landeszeitung (Gera)

Gänsehaut, Giveaways und mal kurz Gehörverlu­st

Wie die Thüringeri­nnen Saskia und Christin Langenhahn das Finale der Frauen-EM im Tollhaus Wembley erleben und einmalige Erinnerung­en mitnehmen

- Steffen Eß London.

Die Liedzeilen gehen unter die Haut. Um „Sweet Caroline“mit mehr als 80.000 freudetrun­kenen Briten mitzusinge­n, ist Saskia und Christin Langenhahn jedoch nicht zumute gewesen. Als das Tollhaus Wembley nach 56 titellosen Jahren sang, machte sich bei den schwarzrot-gold dekorierte­n Thüringeri­nnen Enttäuschu­ng breit. Wie die gut anderen 3000 Anhänger der DFBElf hatten sie bis zuletzt auf ein Elfmetersc­hießen gehofft, um dann doch das 1:2 gegen Englands Löwinnen anerkennen zu müssen.

„Wir sind keine guten Verlierer“, gestand Saskia Langenhahn und erhielt Zustimmung ihrer Frau Christin. Einen Tag nach dem dramatisch­en Finale der Frauen-EM grämten sich beide über die Niederlage: „Wir hatten unsere Mannschaft ein bisschen besser gesehen, schade.“

Aus ihnen sprachen Fußballer. Die zwei 36-jährigen Frauen spielten bis zum Sommer bei Bad Berka selber. Und beide begeistern sich neben Partien des BVB für die Frauen-Nationalel­f. Ein paar Länderspie­le hatten die Klettbache­rinnen hautnah erlebt. Daraus entstand die spontane Idee, sich um Karten fürs EM-Endspiel zu bemühen. Wobei bemühen fast zu lapidar wäre. Nachdem im März die allgemeine­n Final-Tickets innerhalb einer Stunde

weg waren, überließen sie nichts dem Zufall. Am Laptop, Handy und Tablet versuchten sie es sofort nach dem Halbfinale. Sie hatten Glück. Für je 30 Pfund (36 Euro) gehörten ihnen zwei der rund 3000 angebotene­n Tickets. „Das eigentlich­e Problem war aber, noch Flüge zu bekommen“, erzählte Saskia Langenhahn. Weil Linienflüg­e sündhaft teuer gewesen wären, buchten beide eine Pauschalre­ise für drei Tage.

Das hat sich gelohnt. London allein ist schon großartig, finden sie. Die Atmosphäre im Wembley sei „bombastisc­h“gewesen, sagten beide und erzählten davon, wie sie taub waren, als bei Englands Toren alle brüllten. „Das kann man nicht in

Worte fassen“, sagte Christin. Umso mehr schmerzte es, dass sie als Exoten im rot-weißen Meer nur einmal jubeln konnten. „Aber die Mannschaft hatte bis zum Schluss gekämpft und an sich geglaubt. Wahnsinn, mit welcher mentalen Power sie ist. Ich kriege noch immer Gänsehaut“, so Christin Langenhahn.

Nicht nur Emotionen nehmen beide mit. Eine Stunde nach Abpfiff kamen die DFB-Spielerinn­en zum deutschen Block, verteilten Giveaways. Einen Handschuh von Merle Frohm, Shorts von Alexandra Popp, T-Shirts von Sydney Lohmann und Almuth Schult – alle signiert – werden wohl gerahmt. Erinnerung­sstücke an ein einmaliges Erlebnis.

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SEBASTIAN GOLLNOW / DPA Saskia (links) und Christin Langenhahn freuen sich aufs Endspiel im ausverkauf­ten Wembley-Stadion.

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