Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gänsehaut, Giveaways und mal kurz Gehörverlust
Wie die Thüringerinnen Saskia und Christin Langenhahn das Finale der Frauen-EM im Tollhaus Wembley erleben und einmalige Erinnerungen mitnehmen
Die Liedzeilen gehen unter die Haut. Um „Sweet Caroline“mit mehr als 80.000 freudetrunkenen Briten mitzusingen, ist Saskia und Christin Langenhahn jedoch nicht zumute gewesen. Als das Tollhaus Wembley nach 56 titellosen Jahren sang, machte sich bei den schwarzrot-gold dekorierten Thüringerinnen Enttäuschung breit. Wie die gut anderen 3000 Anhänger der DFBElf hatten sie bis zuletzt auf ein Elfmeterschießen gehofft, um dann doch das 1:2 gegen Englands Löwinnen anerkennen zu müssen.
„Wir sind keine guten Verlierer“, gestand Saskia Langenhahn und erhielt Zustimmung ihrer Frau Christin. Einen Tag nach dem dramatischen Finale der Frauen-EM grämten sich beide über die Niederlage: „Wir hatten unsere Mannschaft ein bisschen besser gesehen, schade.“
Aus ihnen sprachen Fußballer. Die zwei 36-jährigen Frauen spielten bis zum Sommer bei Bad Berka selber. Und beide begeistern sich neben Partien des BVB für die Frauen-Nationalelf. Ein paar Länderspiele hatten die Klettbacherinnen hautnah erlebt. Daraus entstand die spontane Idee, sich um Karten fürs EM-Endspiel zu bemühen. Wobei bemühen fast zu lapidar wäre. Nachdem im März die allgemeinen Final-Tickets innerhalb einer Stunde
weg waren, überließen sie nichts dem Zufall. Am Laptop, Handy und Tablet versuchten sie es sofort nach dem Halbfinale. Sie hatten Glück. Für je 30 Pfund (36 Euro) gehörten ihnen zwei der rund 3000 angebotenen Tickets. „Das eigentliche Problem war aber, noch Flüge zu bekommen“, erzählte Saskia Langenhahn. Weil Linienflüge sündhaft teuer gewesen wären, buchten beide eine Pauschalreise für drei Tage.
Das hat sich gelohnt. London allein ist schon großartig, finden sie. Die Atmosphäre im Wembley sei „bombastisch“gewesen, sagten beide und erzählten davon, wie sie taub waren, als bei Englands Toren alle brüllten. „Das kann man nicht in
Worte fassen“, sagte Christin. Umso mehr schmerzte es, dass sie als Exoten im rot-weißen Meer nur einmal jubeln konnten. „Aber die Mannschaft hatte bis zum Schluss gekämpft und an sich geglaubt. Wahnsinn, mit welcher mentalen Power sie ist. Ich kriege noch immer Gänsehaut“, so Christin Langenhahn.
Nicht nur Emotionen nehmen beide mit. Eine Stunde nach Abpfiff kamen die DFB-Spielerinnen zum deutschen Block, verteilten Giveaways. Einen Handschuh von Merle Frohm, Shorts von Alexandra Popp, T-Shirts von Sydney Lohmann und Almuth Schult – alle signiert – werden wohl gerahmt. Erinnerungsstücke an ein einmaliges Erlebnis.