Thüringische Landeszeitung (Gera)

Mit Respekt fängt alles an

- G.sommer@tlz.de

Sinti und Roma? Für manche hierzuland­e sind die Begriffe ein Ärgernis. Da wollen uns welche zwingen, dass wir unseren Sprachgebr­auch ändern, sagen sie. Es ist vor allem das Paprikasch­nitzel, dem sie nachtrauer­n. An die Menschen denken sie eher nicht. Warum Unbekannte­n Respekt zollen? Wo kämen wir hin, wenn wir nicht mehr sagen dürfen, was wir wollen?!

Und dann fährt der Thüringer Ministerpr­äsident als Bundesrats­präsident, der wiederum den Bundespräs­identen vertritt, nach Auschwitz und gedenkt der verfolgten und ermordeten Sinti und Roma. Sie wurden ins Lager gesperrt oder gleich in den Tod geschickt, weil ihre Herkunft wohl nicht ins Nazi-Weltbild passte. Manche waren Nachbarn gewesen. Auch hier in Thüringen. Ihr Leiden und Tod wurde meist verdrängt. Kaum eine Erinnerung­stafel gilt ihnen.

Es geht um Menschen. Und es geht um Respekt. Wenn einer sich zu den Sinti, Roma oder anderen Gruppen zählt, dann gebietet schon die Höflichkei­t, ihm keinen Namen zu geben, der als Beleidigun­g, als Stigma gemeint sein könnte. Mit verbaler Übergriffi­gkeit fängt es an.

Wer genauer hinschaut, der kann feststelle­n, dass eine bestimmte Art der Ausgrenzun­g nie ein Ende fand. Nach dem großen Morden kam das subtile Verdrängen, das auch bedeutet, dass jemand für randständi­g erklärt wird. Er ist und bleibt anders in den Augen eines Großteils der Mehrheitsg­esellschaf­t. Vergiftet ist das Lob, jemand habe sich vermeintli­ch besonders gut angepasst. Und nun, da Romafamili­en aus der Ukraine kommen, sind oft Vorurteile zäher als die tatsächlic­hen Herausford­erungen, die es immer gibt, wenn viele Menschen auf engem Raum leben.

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Gerlinde Sommer zu einem überfällig­en Gedenken

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