Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wirtschaft in Sorge um Azubi-Ticket
Kammern befürchten Standortnachteile. Land gibt nun für 2023 vorerst Entwarnung
Im kommenden Jahr wird es offenbar zunächst keine Änderungen beim Leistungsumfang des Azubi-Tickets geben. Das versicherte gestern das Infrastrukturministerium gegenüber unserer Zeitung.
„Für 2023 hatten wir bereits verschiedene Modelle geprüft, unter anderem eine subjektbezogene Förderung oder ein Regionenmodell, mussten diese aber aus unterschiedlichen Gründen wieder verwerfen. Daher bleibt es 2023 noch beim bisherigen Modell des Azubi-Tickets“, sagte Sprecherin Konstanze Gerling-Zedler.
Für die Fortführung des vergünstigten Nahverkehrszuganges für Auszubildende ab 2024 sei eine Arbeitsgruppe zur Fortentwicklung des Azubi-Tickets einberufen worden, in der die verschiedenen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure ihr Fach- und Erfahrungswissen einbringen könnten.
Vorausgegangen waren Proteste von Industrie, Handel und Handwerk. Dort ist man in Sorge, dass Einschränkungen beim Azubi-Ticket Auszubildende schon ab kommenden Jahr stärker belasten und somit von einer Berufswahl in Thüringen abhalten könnten. Angesichts des großen Bedarfs der Wirtschaft an Fachkräften sei dies nicht hinnehmbar, da Azubis ihre Unternehmenswahl auch an derartigen Standortfaktoren festmachen, hieß es in einem Schreiben, das die Industrieund Handelskammer (IHK) Südthüringen und die Handelskammer Südthüringen an die Landesregierung gerichtet haben. Befürchtet wurde, dass die Nutzung des Tickets künftig auf Fahrten zwischen dem Wohnort eines Azubis, seiner Ausbildungsfirma und der Berufsschule begrenzt werden könnte.
Das Azubi-Ticket wurde 2018 eingeführt und wird vom Freistaat aktuell mit 21 Millionen Euro oder 150 Euro pro Ticket und Monat subventioniert. Von durchschnittlich 4100 Nutzern im ersten Jahr stieg die Zahl inzwischen auf 12.000 Nutzer. Zudem sei der Berechtigtenkreis um Freiwilligendienstleistende und Auszubildende länderübergreifender Fachklassen erweitert worden. Der Preis war zuletzt von 50 auf 60 Euro gestiegen.
Eine Beibehaltung des aktuellen Azubitickets fordert auch die IHK Erfurt. „ Es muss sichergestellt werden, dass das Ticket für alle Fahrten genutzt werden kann, die der Berufsausbildung dienlich sind“, sagte Hauptgeschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch. Das schließe Berufsschulen außerhalb von Thüringen sowie Fahrten zu Ergänzungsausbildung und Prüfstandorten ein.
Bei der Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen (VMT) verweist man auf die guten Erfahrungen mit dem Ticket sowie auf laufende Gespräche mit dem Infrastrukturministerium. „Das gegenwärtige Azubi-Ticket Thüringen hat sich bewährt“, sagte Sprecherin Angela Bernhardt. Ziel des VMT sei es, das Angebot auch im kommenden Jahr aufrecht zu erhalten.
Es muss sichergestellt werden, dass das AzubiTicket für alle Fahrten genutzt werden kann, die der Berufsausbildung dienlich sind. Cornelia Haase Lerch Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt