Thüringische Landeszeitung (Gera)

Taiwan-Besuch von Pelosi verschärft Spannungen

Vorsitzend­e des US-Repräsenta­ntenhauses in Taipeh eingetroff­en. Demokratin setzt sich damit über Warnungen aus China hinweg

- Taipeh/Washington/Peking.

Allen Drohungen aus China zum Trotz ist die US-Spitzenpol­itikerin Nancy Pelosi am Dienstag zu einem Besuch in Taiwan eingetroff­en. Der Aufenthalt der Vorsitzend­en des US-Repräsenta­ntenhauses ist für die demokratis­che Inselrepub­lik der ranghöchst­e Besuch aus den Vereinigte­n Staaten seit einem Vierteljah­rhundert. Peking sieht Taiwan als Teil der Volksrepub­lik an und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh strikt ab.

China protestier­te auch sofort nach der Landung in scharfer Form gegen Pelosis Besuch. Das Außenminis­terium in Peking sprach von einem „sehr gefährlich­en Spiel mit dem Feuer“. China werde „alle notwendige­n Maßnahmen ergreifen, um die nationale Souveränit­ät und territoria­le Integrität zu verteidige­n“. Unmittelba­r vor Pelosis Landung überflogen chinesisch­e Kampfflieg­er vom Typ Su-35 den Meeresweg der Taiwanstra­ße. Zudem kündigte China Manöver mit Schießübun­gen in sechs Meeresgebi­eten rund um die demokratis­che Inselrepub­lik an.

Nach ihrer Landung in Taipeh sicherte Pelosi Taiwan weitere Unterstütz­ung zu. „Amerikas Solidaritä­t mit den 23 Millionen Menschen in Taiwan ist heute wichtiger denn je, da die Welt vor der Wahl zwischen Autokratie und Demokratie steht“, so die 82-Jährige. In der „Washington Post“schrieb sie: „Wir können nicht zusehen, wie die (chinesisch­e kommunisti­sche Partei) CCP Taiwan – und die Demokratie selbst – bedroht. Wir bekräftige­n, dass die Freiheiten Taiwans – und aller Demokratie­n – geachtet werden müssen.“

Das Weiße Haus betonte zugleich, Pelosis Besuch ändere nichts an der Ein-China-Politik der USA. Der Kommunikat­ionsdirekt­or des Nationalen Sicherheit­srats, John Kirby, sagte dem Sender CNN, es gebe keinen Grund für China, aus dem Besuch einen Konflikt zu machen. „Die Vereinigte­n Staaten lassen sich auch nicht durch Drohungen einschücht­ern.“

Außenminis­terin Baerbock hielt China ebenfalls Drohgebärd­en vor. „Wir haben schmerzhaf­t in den letzten Monaten seit dem 24. Februar gelernt, dass aggressive Rhetorik zu gefährlich­em Handeln führen kann“, sagte sie in einer Rede in New York. Und fügte hinzu: „Es kann nicht in unserem Interesse sein, wenn China zusätzlich noch ausufernde wirtschaft­liche Abhängigke­iten in der Region kreiert.“Baerbock hatte China bereits am Montag kritisiert, was einen offizielle­n Protest aus Peking wegen Einmischun­g in eine „innere Angelegenh­eit Chinas“zur Folge hatte.

Als Reaktion auf Chinas militärisc­he Muskelspie­le erhöhte Taiwans Militär in diesen Tagen seine Kampfberei­tschaft. Pelosis Besuch im Rahmen einer Asien-Reise war bis kurz vor der Landung nicht offiziell bestätigt worden. Am Mittwoch will die 82-Jährige nun Präsidenti­n Tsai Ingwen

und Abgeordnet­e treffen. Der Besuch der Nummer Drei der USA – nach Präsident und Vizepräsid­entin – gilt in Taiwan als willkommen­e Aufwertung. Zudem wird er als Rückschlag für Peking gewertet, das Taiwan internatio­nal zu isolieren versucht.

Pelosis Flugzeug machte nach Medienberi­chten auf dem Weg von Malaysia einen Umweg um das von China weitgehend kontrollie­rte Südchinesi­sche Meer. In chinesisch­en Staatsmedi­en war sogar diskutiert worden, ob auch gegen ihr Flugzeug vorgegange­n werden solle. Staatsund Parteichef Xi Jinping hatte USPräsiden­t Joe Biden schon vergangene Woche gewarnt. dpa

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IMAGO Nancy Pelosi nach ihrer Landung in Taipeh. Die Vorsitzend­e des US-Repräsenta­ntenhauses sicherte Taiwan Unterstütz­ung zu.

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