Thüringische Landeszeitung (Gera)
Körners Karnevalisten stehen vor dem Rauswurf aus dem Verband
Thüringer Dachorganisation leitet Verfahren ein. Verein will neue Session wie gewohnt feiern
Das Präsidium des Landesverbands Thüringer Karnevalvereine hat am Montag das Ausschlussverfahren des Körnerschen Carnevalvereins aus der Landes-Dachorganisation und damit aus dem Bund Deutscher Karneval in die Wege geleitet. Darüber informiert der Verband am Dienstag.
Der Hintergrund: In Körner war Anfang Juli ganz traditionell mit Bütt und Narrenkappe Fasching gefeiert worden – trotz Einwänden aus dem Landesverband und dem Verweis auf die Satzung.
Das Brauchtum Fasching, Fastnacht, Karneval lebe seit Jahrhunderten von der vorösterlichen Fastenzeit. Bereits 1284 gab Papst Martin IX. die Empfehlung: „Die Gläubigen sollen vor der Fastenzeit Fastnacht halten und fröhlich sein.“Ohne diese Völlerei und ohne den Übermut vor der Zeit des Verzichts gäbe es gar keine Fastnacht. Ohne Fastenzeit gäbe es allerdings auch keinen Grund zur Ausgelassenheit. „Daher lebt beides voneinander – in der Zeit vor Aschermittwoch – nicht im Sommer“, heißt es aus dem Landesverband.
Nun droht den Körnerschen Karnevalisten der Verlust des für Mitglieder im Bundesverband gewährten 20-prozentigen Nachlasses der Gema-Gebühren, außerdem der von günstigen Versicherungsgebühren, der Ausschluss aus der Vereinsarbeit des Landesverbandes – wie von Trainerausbildungen, Seminaren und Workshops.
Der Verein hat drei Wochen Zeit, sich zu den Vorwürfen des Brauchtumsund Satzungsbruchs zu äußern. Thüringens Vizepräsident Daniel Sauer: „Es ist schade, einen solchen Verein zu verlieren. Denn alle sind mit Herzblut bei der Sache und absolut engagiert.“Der Landesverscheinlich band nennt das Veranstalten des Sommer-Karnevals in Körner „eine Blutgrätsche mit Ankündigung und somit ein schweres sportliches Foul, für das es die Rote Karte geben muss“, denn man habe die Hinweise missachtet. Alle anderen 333 Mitgliedsvereine hätten das Brauchtum geachtet und seien mit Verantwortungsgefühl „unserem historisch gewachsenen Kulturgut und den damit verbundenen Bräuchen“gerecht geworden.
Für Torsten Fischer, Präsident des Körnerschen Vereins der Karnevalisten,
ist der Landesverband nun endgültig Geschichte. „Von uns wird es auch keine Stellungnahme zum Abstimmungsergebnis geben“, sagte er. Den Sommerfasching habe es allein der Brauchtumspflege wegen gegeben, nicht aus finanziellen Gründen. Der Verein sei aus dem Sommerfasching mit einem Minus gegangen. „Das aber war uns vorher klar.“Der Zusammenhalt im rund 60 Mitglieder starken Verein zähle mehr als die Verbandsmitgliedschaft. „Und für den Zusammenhalt war der Sommerfasching unwahr
wichtig. Ohne Veranstaltung hätte das Auseinanderbrechen gedroht. Es war eine sehr gelungene, sehr coole Veranstaltung.“Den närrischen Tagen den Titel eines Sommerfestes zu geben, „da wäre am Ende nichts anderes rausgekommen als eine Karnevalssitzung; und moderieren kann ich nun mal nur mit Narrenkappe“. Für die nächste Session laufen die Vorbereitungen. „Wir hoffen, dass wir wieder feiern können – zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch“, sagt Fischer.