Thüringische Landeszeitung (Gera)

Körners Karnevalis­ten stehen vor dem Rauswurf aus dem Verband

Thüringer Dachorgani­sation leitet Verfahren ein. Verein will neue Session wie gewohnt feiern

- Claudia Bachmann Körner. Landesverb­and spricht von Blutgrätsc­he mit Ansage

Das Präsidium des Landesverb­ands Thüringer Karnevalve­reine hat am Montag das Ausschluss­verfahren des Körnersche­n Carnevalve­reins aus der Landes-Dachorgani­sation und damit aus dem Bund Deutscher Karneval in die Wege geleitet. Darüber informiert der Verband am Dienstag.

Der Hintergrun­d: In Körner war Anfang Juli ganz traditione­ll mit Bütt und Narrenkapp­e Fasching gefeiert worden – trotz Einwänden aus dem Landesverb­and und dem Verweis auf die Satzung.

Das Brauchtum Fasching, Fastnacht, Karneval lebe seit Jahrhunder­ten von der vorösterli­chen Fastenzeit. Bereits 1284 gab Papst Martin IX. die Empfehlung: „Die Gläubigen sollen vor der Fastenzeit Fastnacht halten und fröhlich sein.“Ohne diese Völlerei und ohne den Übermut vor der Zeit des Verzichts gäbe es gar keine Fastnacht. Ohne Fastenzeit gäbe es allerdings auch keinen Grund zur Ausgelasse­nheit. „Daher lebt beides voneinande­r – in der Zeit vor Aschermitt­woch – nicht im Sommer“, heißt es aus dem Landesverb­and.

Nun droht den Körnersche­n Karnevalis­ten der Verlust des für Mitglieder im Bundesverb­and gewährten 20-prozentige­n Nachlasses der Gema-Gebühren, außerdem der von günstigen Versicheru­ngsgebühre­n, der Ausschluss aus der Vereinsarb­eit des Landesverb­andes – wie von Traineraus­bildungen, Seminaren und Workshops.

Der Verein hat drei Wochen Zeit, sich zu den Vorwürfen des Brauchtums­und Satzungsbr­uchs zu äußern. Thüringens Vizepräsid­ent Daniel Sauer: „Es ist schade, einen solchen Verein zu verlieren. Denn alle sind mit Herzblut bei der Sache und absolut engagiert.“Der Landesvers­cheinlich band nennt das Veranstalt­en des Sommer-Karnevals in Körner „eine Blutgrätsc­he mit Ankündigun­g und somit ein schweres sportliche­s Foul, für das es die Rote Karte geben muss“, denn man habe die Hinweise missachtet. Alle anderen 333 Mitgliedsv­ereine hätten das Brauchtum geachtet und seien mit Verantwort­ungsgefühl „unserem historisch gewachsene­n Kulturgut und den damit verbundene­n Bräuchen“gerecht geworden.

Für Torsten Fischer, Präsident des Körnersche­n Vereins der Karnevalis­ten,

ist der Landesverb­and nun endgültig Geschichte. „Von uns wird es auch keine Stellungna­hme zum Abstimmung­sergebnis geben“, sagte er. Den Sommerfasc­hing habe es allein der Brauchtums­pflege wegen gegeben, nicht aus finanziell­en Gründen. Der Verein sei aus dem Sommerfasc­hing mit einem Minus gegangen. „Das aber war uns vorher klar.“Der Zusammenha­lt im rund 60 Mitglieder starken Verein zähle mehr als die Verbandsmi­tgliedscha­ft. „Und für den Zusammenha­lt war der Sommerfasc­hing unwahr

wichtig. Ohne Veranstalt­ung hätte das Auseinande­rbrechen gedroht. Es war eine sehr gelungene, sehr coole Veranstalt­ung.“Den närrischen Tagen den Titel eines Sommerfest­es zu geben, „da wäre am Ende nichts anderes rausgekomm­en als eine Karnevalss­itzung; und moderieren kann ich nun mal nur mit Narrenkapp­e“. Für die nächste Session laufen die Vorbereitu­ngen. „Wir hoffen, dass wir wieder feiern können – zwischen dem 11.11. und Aschermitt­woch“, sagt Fischer.

 ?? ALEXANDER VOLKMANN / ARCHIV ?? Körners Präsident Torsten Fischer (rechts) – hier im Jahr 2018 bei der Prunksitzu­ng zur 23. Narrenkonf­erenz für Nordthürin­gen – will auf das Ausschluss­verfahren des Landesverb­ands nicht reagieren.
ALEXANDER VOLKMANN / ARCHIV Körners Präsident Torsten Fischer (rechts) – hier im Jahr 2018 bei der Prunksitzu­ng zur 23. Narrenkonf­erenz für Nordthürin­gen – will auf das Ausschluss­verfahren des Landesverb­ands nicht reagieren.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany