Thüringische Landeszeitung (Gera)

Klare Kante Papiertige­r oder nicht?

- Leserbrief­e@tlz.de

Vier bis fünf 24-Stunden-Dienste in einer Woche – das Beispiel ist real – machen aus jedem Klinikarzt einen Zombie. Er wird dann zwar irgendwie noch funktionie­ren. Aber die Gefahr, dass er einen schwerwieg­enden Fehler begeht oder bald ausbrennt, ist groß. Nur: In so manchem kleineren Thüringer Krankenhau­s kommt es zu derartigen Szenarien, weil die Personalde­cke viel zu dünn ist und jede Urlaubsode­r Krankmeldu­ng zur mittleren Katastroph­e wird.

Immer mehr junge Ärzte wollen jedoch nicht mehr so arbeiten. Sie drängen, völlig zu Recht, auf eine bessere Vereinbark­eit von Berufsund Privatlebe­n und sind – so sehr ihnen die Patienten auch am Herzen liegen – nicht willens, für die Klinik ihre Gesundheit zu ruinieren. Deshalb ist es vollkommen richtig, Personalun­tergrenzen einzuziehe­n. Und das mit der Konsequenz, dass in Zukunft nicht mehr jedes Krankenhau­s alles macht, sondern die ärztlichen Ressourcen in bestimmten Fachbereic­hen im Interesse der Patientens­icherheit konzentrie­rt werden. Wenn das nicht anders als durch „starre Personalvo­rgaben“geht, wie Kritiker monieren, dann muss die Politik eben durchgreif­en.

Dennoch ist nachvollzi­ehbar, dass vor zwei Jahren im Landtag heftig über die 2017 eingeführt­e Quote debattiert wurde. Denn für Außenstehe­nde ist nicht zu erkennen, ob die Rechtsvero­rdnung nur ein Papiertige­r ist oder ob sie wirkt. Wo gab es Ausnahmen und warum? Was passiert mit Fachabteil­ungen, die die Quote nicht erfüllen? Wie wird ihre Einhaltung kontrollie­rt? Diesbezügl­ich wünschen sich nicht nur Krankenkas­sen mehr Transparen­z, auch die Öffentlich­keit hat ein Recht darauf.

 ?? ?? Sibylle Göbel zu Vorgaben beim ärztlichen Personal
Sibylle Göbel zu Vorgaben beim ärztlichen Personal

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